Abendlicher Besuch im Rundfunkstudio

“Hansa­straße 39 – linkes Gebäu­deteil. Einfach an der weißen Metalltür zur linken Hand klingeln.” So stand es in der Mail. Radio Feierwerk wollte kurz vor Weihnachten ein Schwer­punkt­thema senden über die Lesefüchse. Einge­laden hatte mich die Redak­teurin Maria Fuchs. Schlau ausge­suchtes Personal, dachte ich mir. Ist eine Ehren­sache, dass wir da mitmachen. Also bin ich an dem kalten Montag eine Woche vor Weihnachten am bereits dämme­rigen Spätnach­mittag von der S‑Bahn in Richtung Hansa­straße gestapft, auf dem Weg zur weißen Metalltür.

Besuch bei Feierwerk im Radio­studio. Niki und Nicola wollen von Hans-Peter Meier alles über die Lesefüchse wissen. Foto: Feierwerk

Bis auf das Klingeln jemand die Tür öffnet, dauert es eine geraume Weile. Es gibt keinen Türsummer. Das Studio liegt im ersten Stock, ganz am Ende eines langen Ganges mit lauter Redak­ti­ons­räumen und geschäf­tigen Redak­teu­rinnen. Oben warten der achtjährige Nick und die 13jährige Jiulia, die mir als Kinder­mo­de­ra­toren ihre Fragen stellen wollen. Vorher müssen wir aber alle drei noch ein wenig warten und so gibt es erst einmal einen Kaffee für den Gast. Eher durch­sichtig als stark. Das schont vermutlich die Stimme.

Im Studio selbst geht es eng zu. Unter den Plakaten an der Wand eigener Veran­stal­tungen steht ein niedriges schwarzes Sofa. Davor ein kleiner Tisch auf dem eine flache schwarze Dose mit einem Kabel dran liegt. Das Mikrofon, abgepolstert mit einer Schaum­stoff­un­terlage. Die Kinder bekommen Kopfhörer, der Gast nicht. Hinter dem Fenster zum Flur sieht man die Mitar­beiter von draußen herein­schauen. Moderator Björn sitzt an einem Schreib­tisch mit Schie­be­reglern, hat auch ein Kopfhörer und gibt die Kommandos. Er spielt den Jingel ein: “Das Kinder­ma­gazin auf 92,4” und los gehts.

Wir haben alle drei Zettel vor uns liegen, darauf stehen die Themen: “Müssen die Vorleser und Vorle­se­rinnen eine Prüfung ablegen?”, “Warum habt ihr euch gerade den Fuchs als Maskottchen ausge­sucht?”, “Die Lesefüchse arbeiten auch mit der Polizei zusammen. Fahrt ihr gemeinsam auf Streife?” Solche Dinge wollen die Kinder wissen. Ganze zwanzig Fragen haben sie vorbe­reitet, die ich versuche, zu beant­worten. Ein wenig Zeit ist sogar, ein bißchen aus einer Geschichte vorzu­lesen. Richtig schwierig wird es, als Niki neugierig wissen will, ob mein Lieblingsbuch eine Abenteu­er­ge­schichte sei oder eine Liebes­ge­schichte. Na, was ist das denn für eine indis­krete Frage?

Aber wie heißt es immer unter Journa­listen? Es gibt keine schlechte Fragen, nur schlechte Antworten. Soll ich mich nun festlegen? Erstens gibt es bei mir zu viele Lieblings­bücher und außerdem ändert sich das ständig. Phff, Liebesgeschichten!

Immerhin kann ich in dem Gespräch unter­bringen, wie viele Lesefüchse in München jede Woche unterwegs in die Schulen und Biblio­theken sind. Dass uns Kinder mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund besonders am Herzen liegen, wie elementar wichtig gutes Lesen für das ganze Leben ist und das Vorlesen dazu ein bestens bewährter Weg ist.

Zwei Stunden dauert der Besuch. Draußen ist es nun endgültig Nacht geworden.

Gesendet wurde das Gespräch am Samstag vor Heilig­abend. Hören kann man Radio Feierwerk immer samstags und sonntags in ganz München und Umgebung auf UKW 92,4 sowie im DAB+.

(hpm)