Man sagt, Kinder, die bereits vor ihrer Geburt im Bauch der Mutter klassische Musik gehört haben, werden später ganz sicher zu hervorragenden Instrumentalisten, wenigstens zu begeisterten Operngängern. Das aber auch pränatales Geschichten-hören prägend ist, das war dem breiten Publikum bisher weitgehend unbekannt. Für die Lesefüchse und ihre 300 Münchner Vorleser ist das allerdings gar nicht so verwunderlich, sind sie doch ganz nah dran an solchen Verbindungen. Wer früh hört, wird ein guter Zuhörer.
In der Stadtbibliothek Schwabing ließ sich jetzt ein überzeugender Fall von frühestkindlicher Prägung verfolgen. Der kleine Emil Döring hat dort seit seinem vierten Lebensjahr regelmäßig den Lesefuchs Vorleserinnen gelauscht. Jede Woche, immer dienstags. Seine Mutter hat ihn natürlich von Anfang an begleitet, auch als sie zwei Jahre später mit seiner Schwester Marie schwanger war. Noch später war das Mädchen im Kinderwagen dabei und irgendwann auf eigenen Füßen. Egal was passierte, der Dienstagnachmittag blieb der Literatur in der Schwabinger Bibliothek vorbehalten. Mittlerweile zählt Emil schon zehn Jahre und Marie ist sechs. Und beide haben eine stattliche Zahl Lesefuchs-Karten, in die bei jedem Besuch hineingestempelt wird, zusammen gesammelt.
Für 150 Stempel bei Emil und 120 bei Marie, ein seltenes Ereignis, wurden die Geschwister jetzt von den Lesefüchsen geehrt. Manfred Lucko, der Lesefuchs-Obmann für alle Bibliotheken, gratulierte den beiden und auch der Mutter, dass beide Kinder so viel, Aufmerksamkeit, Ausdauer und Beständigkeit mitbringen. Zur Belohnung gab es neben einer Urkunde auch zwei Buchgeschenke. Gefragt, warum sie denn so lange mit dabei seien, hatte Emil darauf die einfachste aller Antworten: “Weil es Spaß macht!”
(hpm)