“Willkommen” leuchtete die Schrift rot vom Dach eines BMW-Mini Polizeiwagens, der rechts vom Haupteingang des Verkehrszentrums auf der Schwanthaler Höhe geparkt hatte. Dort, wo sich sonst nur Fußgänger oder die reparaturbedürftige 4,50 Meter große Fiberglasschnecke aufhalten. Die Lesefüchse feierten ihr 13. Lesefest und die Münchner Polizei war mit einem Großaufgebot mit dabei. Schließlich hatte Polizeipräsident Hubertus Andrä die Schirmherrschaft übernommen. Und so trafen kurz vor neun Uhr aus dem gesamten Stadtgebiet rund 250 Kinder, zehn eingeladene Schulklassen der ersten und zweiten Grundschulstufe, mit einem Lehrer und lauter Lehrerinnen im alten Messepark ein. Das erste große Hallo gab es gleich am Eingang, denn die Polizei hatte ihren großen Lesefuchs mitgebracht: Einen naturgetreue nachgebildeten Fuchs (ein Kostüm, in dem eine leibhaftige Polizistin steckte) der die Kinder mit Handschlag begrüßte.
Die Leiterin des Verkehrszentrums, Dr. Bettina Gundler, hatte den Lesefüchsen erlaubt, einige der Museumsstücke zu Leseinseln umzufunktionieren. Und so erwachten zwei Straßenbahnen, der Güterzug und der ehemalige Mitropa-Speisewagen wieder zu ganz neuem Leben: In der M‑Straßenbahn unterhielten die Lesefüchse Joachim Orlowski und Eva Sucharowsky-Gall, begleitet von Peter Breitner von der Schwabinger Polizeiinspektion, die Kinder mit einer herzigen Geschichte von der Lissabonner Straßenbahn “Electrico”. In der F‑Straßenbahn lasen Ute Rupprecht, Jan-Dierk Borgmann und Jan Koester, begleitet von Carolin Landsmann, Kontaktbereichsbeamtin aus Sendling, die Geschichte vom frechen Rennflitzer. Heidrun Langer, Eva Rauchfuss und Sigrid Schmidt stand Andreas Schaumaier zur Seite, der sonst in der Inspektion Olympiapark Dienst hat. Sie hatten die “Reise nach Tripiti” und die Erlebnisse der “Lokomotive” im Programm. Im Mitropa-Wagen, wo so überhaupt nichts mehr an vergangene glanzvolle Zeiten erinnerte, waren Dr. Traudl Hömberg, Adele Wolf und Helga Rieder gemeinsam mit Anja Leimkugel vom Komissariat 105 verantwortlich. Sie lasen aus Lummerland von “Jim Knopf” oder aus dem Buch “Wann darf der Lokführer aufs Klo?”. Und als sechste Vorlesestätte stand das Auditorium der Halle 3 zur Verfügung, in das die Lesefüchse, außer in den Ferien, regelmäßig am ersten Sonntag im Monat kommen. Hier waren es Franz Reisbeck, Christel Günther und Tessa Friedlein die gemeinsam mit Michael Riehlein von der Polizei-Pressestelle den Schulkindern aus der Fliegergeschichte “Lindbergh” oder aus “Leo(s)” Abenteuern vorlasen.
Jeder Klasse war auch eine Polizeibeamtin oder ein ‑beamter zugeordnet, die, in voller Uniform, die Klassen zu den vier zugeordneten Stationen begleiteten. So viele Beamte aus Münchner Dienststellen waren versammelt, dass manch anderer Besucher schon nachfragte, ob gerade ein Polizeikongress stattfinden würde. Besonderes Highlight war dann, dass eine Reihe von Ehrenvorlesern zum Buch griffen. Allen voran Polizeipräsident Andrä, der sich die Verkehrserziehung von Janosch “Tiger und Bär im Straßenverkehr” als Lektüre ausgesucht hatte. Dr. Christiane Raabe, Direktorin der Internationalen Kinder- und Jugendbibliothek in der Blutenburg las aus “Jochen und Josephine”. Kathrin Braunschläger von der Münchner Stadtbibliothek hatte passend zum Güterwagen “Die Lokomotive” als Lektüre” und Linda Sabathi von der Pharmafirma MSD vergnügte die Kinder mit “Jim Knopf”.
Eine ganz andere Station hatte die Polizei im Seminarraum gleich neben dem Eingang aufgebaut: Hier gab es einen Quiz, bei dem Preise für die ganze Klasse gewonnen werden konnten. Die Beamten projizierten Fragen auf die Leinwand und mittels Funkfernsteuerung konnte jeder einzelne Schüler tippen, welche der vorgegebenen Antworten richtig wäre. Bei dem Thema Notrufnummer der Polizei (110 natürlich) hatten alle durchweg gute Ergebnisse. Bei dem gesuchten Martinshorn tippten dagegen die meisten Kinder auf das Blaulicht, wahrscheinlich weil sie nicht richtig zugehört hatten. Die Beamten fragten nämlich ausdrücklich, was man bei einem Einsatzfahrzeug “hören” könne. Und da kommt das Licht ja kaum in Frage. Zu gewinnen gab es einen Besuch bei der Verkehrsüberwachung, oder bei der Hundestaffel und als Hauptpreis ein Blick hinter die Kulissen der Münchner Polizei-Reiterstaffel.
Beim abschließenden Empfang betonte Andrä dann auch, wie sehr er die Arbeit der Lesefüchse schätze und wie wichtig ihr Beitrag sei, damit die Kinder und späteren Erwachsen, gut lesen können, eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe in der Gesellschaft. Der Vorsitzende der Lesefüchse, Schulrektor Stefan Inderst, erinnerte daran, die Arbeit der Lesefüchse sei “wie ein steter Tropfen”, jeder einzelne mache nicht viel aus, aber die große Zahl der Tropfen, sei es eben, die eine Wirkung zeige. Dr. Bettina Gundler freute sich, eine so lebhafte Veranstaltung in ihren Räumen im Verkehrszentrum des Deutschen Museums zu beherbergen und lud uns gleich wieder ein, bei einem der nächsten Lesefeste wieder auf die Schwanthaler Höhe zu kommen. Dann ist sicherlich auch die Schnecke im Hof wieder restauriert und hat neue Farbe am Bauch.
Im Isarboten wurde ein Bericht veröffentlicht.
Und in der Süddeutschen Zeitung fand das Lesefest ebenfalls ein Echo.
(hpm)
Alle Fotos: Lesefüchse/hpm