Im Nymphenburger Schlosspark ging König Ludwig II. spazieren. Begleitet von mindestens einer blaugewandeten Fee und einer Handwerkerfrau in mittelalterlichem Gewand. Frau Holle war unterwegs. Das Rotkäppchen (kam ohne Wolf) trug seinen schweren Korb herum. Aschenputtel huschten gleich mehrfach unter den Bäumen herum, der gestiefelte Kater wiederum kam ohne seinen Prinz. Es war Märchenzeit der Lesefüchse!
Rund 200 Kinder aus vier Münchner Schulen waren in Begleitung ihrer Lehrer der Einladung zu unserem 11. Lesefest am 27. Juni gefolgt. Kostümierte Begleiterinnen und Begleiter führten ihre Gruppen durch den Park, wurden von vielen Touristen fotografiert und begeisterten die Kinder und Erwachsenen gleichermaßen mit Geschichten vom Schloss und seinem Park. Märchen aus aller Welt waren das Thema. Entsprechend malerisch waren die verwunschen Orte im Park zum Vorlesen ausgesucht worden: Unter den Zweigen der Trauerbuche, im Kronprinzengarten gleich neben dem Hexenhaus, auf den Treppenstufen der Amalienburg und unter der hohen Eiche im kleinen Dorf.
Doch ausgerechnet für den Lesefesttag hatte der Wetterdienst für die Nacht vorher anhaltenden Regen bis in die Morgenstunden angesagt. Vormittags sollte es wieder trocken werden. Aber was passiert, wenn sich das Wetter nicht an die Vorhersage hält? Unter der Eiche hatten wir extra einen Pavillon als Schutz aufgebaut. Unser einziges Zelt. Eine alternative Indoor-Version war leider nicht möglich. Also ging beim Aufbau am Dienstag immer wieder ein banger Blick nach oben. Wir hatten Glück: Pünktlich mit Vorlesebeginn hatten sich die Wolken ausgeregnet und es kam sogar die Sonne hervor. Weder unsere Schirmherrin, Stadträtin Beatrix Zurek noch Polizeivizepräsident Werner Feiler, der als Ehrenvorleser dabei war, oder irgendjemand anderes bekamen einen Tropfen ab.
Fotos: Hans-Peter Meier, Peter Schönwälder
Werner Feiler war in der neuen blauen Uniform der bayerischen Polizei gekommen und sein weißes Sommerhemd leuchtete weit über den Platz, als er das norwegische Märchen vom Stiefelchen las. Beatrix Zurek brachte ein Märchen für Erwachsene mit: „Vom Rotkäppchen, das keine Lust hatte.“ Eine sehr moderne Fassung des altbekannten Grimm-Märchens mit einem völlig überraschenden Ausgang. Das las sie zur Freude der Ehrengäste auf dem kleinen Empfang vor, zu dem die Lesefüchse im Anschluss an die Kinderrunde geladen hatten. An jeder Station warteten jeweils ein Lesefuchs und ein Polizist, beziehungsweise Füchsin und Polizistin, auf die Schulklassen, die im Wechsel von Ort zu Ort wanderten. Aus Afrika, Asien und natürlich aus Europa stammten die Märchen, die alle Kinder in ihren Bann schlugen.
Das Lesefest ist immer wieder der Höhepunkt im vielfältigen Jahresplan der Lesefüchse. Mit ihm ist ein besonderer Aufwand verbunden, dessen finanzielle Seite durch die Stadtsparkasse München und ihre Organisation PS Sparen und Gewinnen wesentlich gestützt wird. Auf dem anschließenden Empfang unter den Bäumen des Hexenhauses dankte Lesefuchs Vorstand Hans Wanger den Vorlesern, Begleitern und Ehrenvorlesern sowie besonders den beiden Damen aus der Geschäftsstelle ganz herzlich für ihr Engagement. Ohne die vielfältige finanzielle und tatkräftige Unterstützung lasse sich die Arbeit des Vereins zugunsten der Kinder gar nicht durchführen, sagte er.
Arianna Rödl und Caterina Katzer vom Verlag arsEdition waren unsere Gäste im Schloßpark und schauten sich an allen Lesestationen um: “Wir möchten uns uns noch einmal herzlich für den freundlichen Empfang und die Einladung bedanken. Es hat uns wirklich sehr gut gefallen und wir werden den Tag in schöner Erinnerung behalten.”
Fotos: Peter Brüning
(hpm)