Warum viele Kinder Geschichten nicht mehr verstehen - BR in Neu-Perlach bei den Lesefüchsen

Die TV-Redak­teurin Juliane Schwein­berger von der Redaktion Capriccio ist dem Problem nachge­gangen. Sie befragte die Rektorin Claudia Bleckmann von der Sinai Grund­schule die bestätigt, dass Lesever­ständnis habe deutlich nachge­lassen. Zwar gebe es einige sehr gute und schnelle Leser, die Schere zwischen denen und den Kindern,die sich schwer tun, klaffe jedoch immer weiter auseinander.

Die Hochschul­pro­fes­sorin Elke Inckemann, verant­wortlich auch für die Lesefuchs-Studie der LMU,  betont die persön­liche Inter­aktion zwischen Vorlesern und Kindern, die sehr zur Stärkung der Persön­lichkeit beitrage.

Das TV-Team besuchte die Lesefüchse in der Stadt­bi­bliothek Neu-Perlach, wo Ulrich Unseldt für seine jungen Zuhöre­rinnen das Buch der “Raupe Nimmersatt” ausge­wählt hatte. Und man sah es den Mädchen an: Genauso wenig wie die Raupe satt wurde, bekamen sie genug von den Geschichten, die er ihnen vortrug.

Die IGLU-Studie hat festge­stellt, dass jeder fünfte Viert­klässler Schwie­rig­keiten beim Lesen hat und daher Texte nicht richtig versteht. Eine USA-Studie belegt, dass bei Kindern, die in der dritten Klasse Schwie­rig­keiten beim Lesen haben, der erfolg­reiche Schul­ab­schluss um den Faktor vier unwahr­schein­licher wird. Dem Leseun­ter­richt in den Schulen werden bei Viert­klässlern nur 87 Stunden pro Jahr gewidmet. Im inter­na­tio­nalen Durch­schnitt sind es fast doppelt so viele.

Die Lesefüchse begleiten also die Kinder in einer sehr wichtige Phase ihres Lebens, in der Weichen gestellt werden für die gesamte persön­liche Entwicklung. Die eigentlich rein technische Fähigkeit des Lesens und Verstehens muss in sehr jungen Jahren erst einmal angestoßen werden, damit eine Motivation entsteht, lesen zu wollen, Spaß daran zu entwi­ckeln und geschriebene Sprache ohne Mühe  für sich zu nutzen. Kinder, denen diese Chance zur Entwicklung nicht gegeben wird, werden die entste­hende Lücke, beim Wissens­erwerb sowie in der Persön­lich­keits­ent­wicklung, kaum mehr aufholen können.

(hpm)