Projekt „Toleranz, Ausgrenzung, Kinderrechte“ von Bundesinstitut ausgezeichnet

Ungewohnte Preis­übergabe: Online mit zugeschal­teten Preis­trägern (v.r.o im Uhrzei­gersinn): Nele Wieting, Bündnis “Aktiv für Toleranz und Demokratie”; Judith Epstein, Jurorin; Annegret Hillinger, Lesefüchse; Dr. Thomas Rink, NS-Dokuzentrum

Das vor zehn Jahren von Lesefüchsen und dem NS-Dokumen­ta­ti­ons­zentrum gemeinsam entwi­ckelte Projekt „Toleranz, Ausgrenzung, Kinder­rechte“ hat einen wichtigen Preis für politische Bildung erhalten. Im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ des gleich­na­migen Berliner Bündnisses wird ausge­zeichnet, wer „ein ideen­reiches und wirkungs­volles Beispiel zivilen Engage­ments“ gibt. In einer Online-Feier­stunde der Organi­sation, die zur Bundes­zen­trale für politische Bildung gehört, wurden beide Partner und neun weitere bayerische Preis­träger geehrt. Die Auswahl für das Toleranz­projekt war schon 2019 bekannt gegeben worden, aber zweimal musste die Verleihung pande­mie­be­dingt verschoben werden, weil man optimis­tisch noch auf eine analoge Veran­staltung gehofft hatte.

Von den Lesefüchsen hatte sich Annegret Hillinger aus dem Home-Office zugeschaltet. Sie hat diese beson­deren Vorle­se­stunden in den Grund­schulen gemeinsam mit Dr. Thomas Rink vom NS-Doku-Zentrum entwi­ckelt und feder­führend organi­siert. Mit einem besonders kindge­rechten Buch wird von dem jüdischen Mädchens Anne Frank erzählt, deren Familie sich drei Jahre lang in einem Amster­damer Hinterhaus vor den Nazis versteckt hielt. Ihr Schicksal ist der Anlass, über die Themen Toleranz, Ausgrenzung und Kinder­rechte zu sprechen. Ein anschlie­ßender Besuch der Viert­klässler im NS-Dokuzentrum München macht ihnen deutlich, welchen perfiden Ausgren­zungen und Hetzen die Münchner Juden sowie andere dem Nazi-Regime missliebige Menschen ausge­setzt waren. Von der Ausstellung werden den Kindern aber nur bestimmte Teile gezeigt – von verfolgten Münchner Mitbürgern, die diese dunkle Zeit überlebt haben. Das Buch endet mit der Verhaftung der Familie Frank. Das Schicksal in den Konzen­tra­ti­ons­lagern wird nicht angesprochen.

„Manchmal kamen Einwände vom Eltern­beirat gegen diese Veran­staltung“, erinnert sich Annegret Hillinger. „Wir haben dann die Eltern oder auch die Schul­leitung einge­laden, mit bei der Ausstellung im NS-Doku-Zentrum dabei zu sein. Und hinterher waren sie alle beein­druckt, wie behutsam und verständ­nisvoll mit dem wirklich nicht leichten Thema umgegangen wurde.“ Eine Einstellung, die auch Judith Epstein aus der Verga­bejury teilt: „Das Projekt ist wirklich ein Vorbild, weil es zeigt, dass man mit dem richtigen Instru­men­tarium auch Grund­schüler schon sensi­bi­li­sieren kann.“

Wegen der Covid-19-Pandemie mussten die Lesefüchse das Projekt pausieren lassen. Noch ist nicht klar, wann es wieder aufge­nommen wird. Es ist ihnen und dem NS-Doku-Zentrum aber ein großes Anliegen, auch künftig weiter gegen Ausgren­zungen zu kämpfen, aufzu­klären und demokra­tische Einstellung wie mensch­liche Werte zu vermitteln. Kinder­rechte sind im bayeri­schen Lehrplan der vierten Klassen verankert. Daran knüpfen die Lesefüchse mit ihrem Projekt an.

(hpm)