München 20.8.2015 – Er geht noch nicht mal zur Schule und ist doch schon ein Literaturkenner. Der sechsjährige Enno von Brockdorff ist Dauergast der Stadtbibliothek Isarvorstadt. Seit drei Jahren kommt er immer dienstags zu der Vorlesestunde der Münchner Lesefüchse und hört sich dort spannende Geschichten an. Vorlieben: keine, Interesse: alles. Wie (Vor-) leseratten halt so sind. Jedes Mal erhält er dafür einen Eintrag auf seine Stempelkarte. Für jeweils zehn Stempel bekommt ein Kind ein kleines Buchgeschenk. Enno konnte diese Woche bereits seinen einhundertsten Stempel einsammeln. Seit die Lesefüchse vor zehn Jahren dort mit dem ehrenamtlichen Vorlesen begonnen hatten, gelang das nur zwei weiteren Kindern. Der Lohn: eine tolle, extra eingerahmte Urkunde und zwei besonders hübsche Bücher. Eines von dem bekannten Kinderbuchautor Janosch und ein anderes über den Herrn Fuchs, der die Bücher so liebt.
Einmal die Woche kommen Wulfhilt Müller, Inge Fottner und Elisabeth Schneider gemeinsam in die Bibliothek zum Vorlesen. Frau Müller ist außerdem seit Juli die Vorsitzende des Vereins: „Lesen ist etwas so Wichtiges“, sagt sie. „Es gibt nichts besseres, als so früh wie möglich mit Lesen anzufangen und Vorlesen ist der beste Weg dahin. Das fördert Fantasie und Konzentration sowie die sprachliche Ausdrucksfähigkeit der Kinder.“
Die Vorlesestunden des gemeinnützigen Münchner Vereins Lesefüchse sind im ganzen Stadtgebiet bekannt. In 16 Grundschulen, zwei Sonderpädagogischen Förderzentren, einer Kita und 17 Stadtteilbibliotheken werden sie angeboten.
Vielleicht ist es kurzzeitig etwas unruhig in der Bibliothek, bevor die Lesestunde beginnt. Die Leiterin Monika Gingerich-Schneid stört das aber nicht: „Bibliotheken sind heute nicht mehr Orte des Schweigens. Die Kinder sollen sich hier wohlfühlen und gerne herkommen. Da ist vielleicht mal kurz Remmidemmi, aber das ist dann gleich wieder vorbei.“ Nämlich genau dann, wenn es hinten in der Kinderecke heißt „Es war einmal..“