Details
Autor: Lisa Aigelsperger
Illustrator: Beatrice Cozzolino
Verlag: Leykam: Kinderbuch 2021
ISBN: 978–3‑7011–8190‑2
empfohlen von: Christine Koch
Der neuen Kinderbuchabteilung des traditionsreichen österreichischen Leykam Verlags ist gleich im ersten Jahr ein poetischer Wurf für Kinder ab sechs gelungen: Lisa Aigelsperger feiert in „Wolkendrache“ die kindliche Fantasie. Denn wer hat nicht schon mal in Wolken Tiere gesehen? Die mit leisen Tönen erzählte Geschichte wird in die vier Jahreszeiten eingebunden. Die Künstlerin Beatrice Cozzolino unterstreicht mit ihren wunderschönen Aquarellbildern die Poesie der Worte.
Der kleinen Junge Fynn und Doti, sein Hund sind unzertrennlich. Fynn spricht mit Doti und teilt mit ihm seine Vorstellung: „Schau Doti, da oben fliegt ein Drache.“ Die Mutter bringt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück: Das ist eine Wolke. Aber Doti versteht den kleinen Jungen, denn er kann sich auch in jedes beliebige Tier verwandeln. (Auf den Illustrationen hat der Hund verschiedene Tiermasken auf.) Gemeinsam mit seinem Hund erlebt Fynn den Sommer, Herbst und Winter: Zu jeder Jahreszeit entdeckt er gemeinsam mit Doti einen Drachen.
Eines Winters ist Fynn jedoch allein. Er ist traurig, denn Doti ist nicht mehr bei ihm. Die Mutter versucht ihn zu trösten, dass Doti jetzt ein Drache ist. Aber Fynn glaubt nicht mehr an Drachen.
Jahre später schafft er, seine Fantasie mit Hilfe seiner Eltern wieder zu erwecken. Und seine alte Mutter sagt etwas sehr Wahres: „Man darf bloß nie aufhören, ein Kind zu sein, egal was passiert und egal, wie alt man ist, um wahre Drachen sehen zu können.“
Ein wunderschön illustriertes Kinderbuch über verschiedene Lebensphasen, über Freundschaft und Verlust. Die durchgängige Botschaft: Verliere nie die Fantasie Deiner Kindheit. Denn sie prägt dich dein Leben lang. Und dieser Zauber macht das Leben lebenswert.
Das Buch ist der erste Band der Reihe „Was wir mit dem Herzen sehen“. Zeitgleich im Frühjahr 2021 erschien der zweite Band „Baumstammkrokodile. Fynn und Lamia“, ebenfalls vom Duo Aigelsperger/ Cozzolino.
Auch hier geht es um Freundschaft und Fantasie. Zusätzlich thematisiert die Geschichte die unterschiedliche Wahrnehmung von Dingen aufgrund der persönlichen Herkunft. Insgesamt ist dieser Band ein wichtiges Plädoyer für kulturelle Offenheit und lebenslanges Lernen. Leider ist „Baumstammkrokodile“ sprachlich spröde geraten. Kindern fällt es nicht leicht, die Geschichte ohne Hilfe eines Erwachsenen zu durchschauen. Das ist schade, denn die Themen „Ankommen in einem fremden Land“ und „Leben zwischen zwei Kulturen“ entspricht der Lebenswelt vieler Kinder, denen wir vorlesen.
Die Reihe besticht mit großzügigen Aquarell-Illustrationen und ein gut aufgeteiltes Bild-Text-Verhältnis. Das leichte, schön in der Hand liegende Format lockt Kinder, das Buch zu öffnen und sich in die Geschichte und die Bilder zu vertiefen.