Tomatenrot oder Mobben macht traurig

Details

Autor: Jan de Kinder

Verlag: Atlantis (Orell Füssli)

ISBN: ISBN 978–3‑7152–0679‑0

empfohlen von: Christel Günther

in der Stadtbibliothek: Hasen­bergl und Am Gasteig (Kinder- und Jugendbibliothek)

zu finden im Interessenkreis: Bilderbuch / Gefühle

unter der Signatur: b KIN

Ein Mädchen zeigt auf einen Jungen: »Du … Du wirst rot.« – Alle lachen!
Ein besonders fieser Junge nutzt die Gruppen­dy­namik aus, auch mit Fäusten. Und als die Lehrerin fragt, was los sei, reagiert zuerst niemand. Schließlich nimmt das Mädchen seinen Mut zusammen und meldet sich. Jetzt getrauen sich alle zu berichten.
Später sagt der Junge, der gehänselt wurde: »Manchmal werde ich rot.«
»Das wird … wird doch jeder mal«, antwortet das Mädchen mit glühenden Wangen.
Die starken Bilder geben den Kindern Raum, die Ereig­nisse zu deuten, darüber zu reden und auch von eigenen Erleb­nissen zu erzählen. 

Tom wird rot. Seine Wangen verfärben sich von Tomatenrot über Papri­karot bis hin zu Kirschrot. Die anderen Kinder kichern. Seine Wangen blinken noch mehr: An. Aus. An. Aus. Tom wird immer stiller. Sein Feind Paul dafür umso lauter. Die Ich-Erzäh­lerin möchte, dass Paul aufhört. Denn eigentlich ist Tom ganz nett. Aber sie hat Angst. Sie traut sich nicht. Wird sie all ihren Mut zusammen nehmen und sich für Tom einsetzen? Oder muss Tom sich alleine behaupten? Und wie reagiert die Lehrerin auf das Mobbing?

In diesem Bilderbuch schildert der Autor De Kinder wie ein Junge aufgrund seiner Röte verspottet wird. Die Angriffe gehen soweit, dass man sogar von Mobbing sprechen kann. Paul schubst und macht sich über Tom lustig. Tom beißt sich auf die Lippen, schweigt und sagt nichts.

Es ist ein äußerst rührendes Bilderbuch. Gedeckte Farben dominieren, lediglich das Rot leuchtet durch­gehend. Pauls scharfe Zunge wird mit einem Messer verglichen und als Sinnbild erscheint ein rot-leuch­tender Wolf mit scharfen Zähnen. Der Leser spürt die ausge­hende Bedrohung hautnah. Tom wird dafür immer kleiner und kleiner darge­stellt. Es braucht Mut, um sich gegen diese Ungerech­tigkeit zu stellen. Und es ist schön zu sehen, dass manche diese Portion Mut aufbringen können und sich für Schwä­chere einsetzen. Kinder, die sich in der Gemein­schaft wohl und sicher fühlen, die Anerkennung erfahren, werden zu selbst­be­wussten Individuen. Daran knüpft dieses lehrreiche Bilderbuch an und zeigt wie wichtig gegen­seitige Hilfe und ein fairer Umgang mitein­ander ist.

Ebenfalls positiv hervor­zu­heben ist die subtile Anspielung auf Pauls verän­derte Stellung in der Gemein­schaft. Paul wechselt schluss­endlich auch die Gesichts­farbe: “Er wird ganz grün. Grün, das ist auch eine Farbe.”