Manchmal male ich ein Haus für uns. Europas vergessene Kinder.

Details

Autor: Alea Horst

Illustrator: Mehrdad Zaeri

Verlag: Klett Kinderbuch Verlag 2022

ISBN: 978–3‑95470–263‑3

empfohlen von: Annegret Hillinger

in der Stadtbibliothek: Stadt­bi­bliothek im Motorama und in weiteren Stadtteilbibliotheken

zu finden im Interessenkreis: Kinder/Politik Wirtschaft

unter der Signatur: Gdq1 / HOR

Dieses berüh­rende Buch möchte ich allen Lesefüchsen sehr ans Herz legen.

Man kann es eigentlich gar nicht besprechen, denn die Geschichten dieser Kinder, die man um ihre Kindheit gebracht hat, sind herzzer­reißend und lassen einen nicht mehr gut schlafen. Ich habe mir deshalb erlaubt, die Kinder selbst erzählen zu lassen.

„Wenn man hier drin ist, nicht zur Schule kann und so – was soll man da für Träume haben?“ fragt die 14jährige Raghad. Sie ist eine von 22 Mädchen und Jungen, die uns die Fotografin Alea Horst in dem Flücht­lings­lager Kara Tepe auf griechi­schen Insel Lesbos in ihrem aufwüh­lenden Buch vorstellt.

Die Kinder stammen aus Afgha­nistan, Syrien und dem Kongo. Sie alle eint der Verlust der Heimat, die traurigen Erleb­nisse einer Flucht, zum Teil durch verschiedene Länder, das Gefühl nicht willkommen zu sein, Angst­träume im Meer zu ertrinken. Und doch hoffen sie, eines Tages das Lager verlassen und ein besseres Leben führen zu können.

Mich hat beein­druckt, dass sie in ihren Träumen von einer sicheren und angst­freien Zukunft auch an andere denken, denen sie dann helfen wollen, für die sie – wie der 10jährige Prince – in Afrika ein kleines Dorf mit ein paar Häusern bauen wollen. Und dann wieder bin ich bestürzt, wenn ein Elfjäh­riger nicht mehr weiß, wie spielen geht. Denn seit der Flucht vor den Bomben in seiner syrischen Heimat hat er Schwie­rig­keiten mit den Gedanken.

Die 14jährige Elahe, die so gerne die Sterne und Planeten anschaut und Astro­nautin werden möchte, erzählt, dass sie sich Europa anders vorge­stellt hat, behag­licher. Sie habe gehofft, hier ihre Träume erreichen zu können. Aber sie spüre, dass man sie hier nicht haben wolle, und das finde sie unfair. Denn sie habe sich nicht ausge­sucht, ein Flüchtling zu sein.

Man wird sehr nachdenklich – vor allem wenn man lesen muss, dass in Deutschland jetzt Flücht­linge aus Syrien und Afgha­nistan, aus ihren Unter­künften ausziehen sollen, um Platz zu machen, für die vor dem Krieg fliehenden Menschen aus der Ukraine. Schaffen wir es nicht, allen eine Herberge zu geben, egal wie ihr Status ist und woher sie kommen?

Hussain, 10 Jahre alt, aus Afgha­nistan, möchte den deutschen Kindern danken. Er möchte ihnen sagen, dass sie zufrieden sein sollen, weil sie ein Zuhause haben. Und er wünscht ihnen, dass sie nicht so wie er in ein anderes Land gehen müssen und dann vielleicht vor den gleichen Problemen stehen wie er und sein jüngerer Bruder Hamza. Hussain wünscht sich, dass andere Kinder nicht so leben müssen wie er.

Übrigens ist Mehrdad Zaeri, der die Vignetten gezeichnet hat, selbst als 14jähriger mit seinen Eltern aus dem Iran über die Türkei nach Deutschland geflüchtet.