Ludwig und das Nashorn. Eine philosophische Gute-Nacht-Geschichte.

Details

Autor: Noemi Schneider

Illustrator: Golden Cosmos (Doris Freigofas und Daniel Dolz)

Verlag: Nord Süd Verlag 2023

ISBN: 978–3‑314–10631‑6

empfohlen von: Helga Jesberger-Fischer

in der Stadtbibliothek: Neuhausen und Pasing, sowie im Motorama

zu finden im Interessenkreis: Bilderbuch / A – Z

unter der Signatur: b GOL

Es kann so viel Spaß machen, mit Kindern zu „philo­so­phieren“. Sie stellen alles in Frage und geben sich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden, bohren immer weiter und spinnen ihre Gedan­ken­fäden. Ihre „Warum?“-Fragen fordern die Erwach­senen heraus.

In diesem Bilderbuch geht es um eine philo­so­phische Frage, nämlich, ob ein Nashorn NICHT im Zimmer ist, wenn man es nicht sehen kann. Angelehnt ist die Geschichte an den Disput des Philo­sophen Ludwig Wittgen­stein mit seinem Lehrer Bertrand Russell darüber, ob etwas nur existiert, wenn man es sieht.

Der Ludwig im Buch unterhält sich vor dem Schla­fen­gehen in seinem Zimmer mit jemandem. Als der Vater dazu kommt und fragt, mit wem Ludwig redet, antwortet der: „Mit einem Nashorn“. Das tut der Vater ab mit den Worten: „Hier ist kein Nashorn. Das bildest du dir nur ein!“. Aber Ludwig lässt sich nicht beirren. Er sieht das Nashorn hinter der Tür, im Schrank, unterm Bett, unterm Schreib­tisch und macht den Vater auf die Verstecke aufmerksam. Aber immer, wenn der Vater nachschaut, ist das Nashorn schon an einem anderen Platz. „Ich sehe kein Nashorn. Es gibt hier kein Nashorn!“, sagt der Vater, schon leicht verzweifelt. Da dreht Ludwig die Geschichte und fragt den Vater: „Siehst du den Mond?“. Der ist noch nicht zu sehen, weil er noch hinter dem Haus steht. Aber ist der Mond wirklich da? Obwohl man ihn nicht sieht? Woher weiß man, dass er da ist? Und wie kann man beweisen, dass er da ist, das Nashorn aber nicht? Der Vater kann Ludwig nicht von seinem Nashorn abbringen. Und der schläft schließlich ein – und das Nashorn schläft neben seinem Bett.

Das Buch kommt mit wenig Text aus, dafür machen die Bilder umso mehr sichtbar. Sie zeigen das kunter­bunte Kinder­zimmer und die vielen Verstecke des freund­lichen Nashorns. Am Ende des Buches meldet sich das Nashorn selbst zu Wort. Ob es wirklich da war oder nicht, verrät es aber nicht.

Ein rundum wunder­schönes Buch zum Vorlesen und Anschauen für kleine Philo­sophen im Vor- und Grund­schul­alter. Aber auch Erwachsene werden ihren Spaß daran haben. Es entstehen viele inter­es­sante Fragen, die zum gemein­samen Grübeln anregen.