Details
Autor: Michaela Ziegler
Verlag: atlantis im Kampa Verlag 2022
ISBN: 978 3 7152 0839 8
empfohlen von: Annegret Hillinger
in der Stadtbibliothek: noch nicht in der Münchner Stadtbibliothek vorhanden
Wie wäre es, wenn man sich vor Ostern statt mit Häschen und Lämmchen mal genauer mit den Produzenten der Eier, dem österlichen Symbol schlechthin, beschäftigen würde? Mit ihrem Buch „Hühner, Hühner, Hühner“ gibt die Schweizer Illustratorin Michaela Ziegler Kindern und Erwachsenen Einblick in das Leben von Hühnern, damit sich alle eine Meinung zu diesem Tier bilden können. Denn im Buch geht es nicht nur um Leben und Herkunft von Hühnern, sondern auch um artgerechte Haltung, die Verwendung von Eiern in Lebensmitteln und die Verwertung von ihrem Fleisch. Sogar Hühnermist findet als Düngemittel noch Verwendung. Michaela Ziegler gibt uns eine Anleitung für den Bau eines Hühnerhauses. Sie selbst ist mit Hühnern aufgewachsen, aber nicht auf einem Bauernhof, sondern in einem Mehrfamilienhaus, in dessen Garten die Tiere lebten.
Hühner haben viel zu tun: Vormittags Ei legen und Gefiederpflege. (Das heißt: mit dem Schnabel Schmutz entfernen, Federn ordnen und eincremen. Ja, die Hühner cremen sich mit einer öligen Substanz aus der Bürzeldrüse ein.) Dann picken und scharren sie. Zur Mittagszeit nehmen sie ein Staubbad gegen Ungeziefer und Sonnenbaden zum Aufbau von Vitamin D für Knochen und Eierschalen. Und gegen Abend gibt es auch mal ein Rendez-Vous mit dem Hahn.
Wer mit den Hühnern schlafen geht, muss bei Anbruch der Dämmerung ins Bett, denn um diese Zeit suchen die Hühner den Stall und die Sitzstangen auf. Diese sind wichtig für die Hühner und haben mit ihrer Herkunft zu tun. Denn die Vorfahren lebten in Wäldern und verbrachten die Nacht aus Sicherheitsgründen auf den Bäumen.
Schier unglaublich ist die Herkunft: Forscher haben herausgefunden, dass Hühner mit dem schrecklichsten aller Dinosaurier am nächsten verwandt sind, noch näher als die Krokodile. Der Dino wird hier jedoch nicht verraten, damit es weiter spannend bleibt. Es hat ewig gedauert, bis aus dem Dino dann der farbenfrohe Dschungelvogel, das Bankivahuhn, wurde. Dieses Huhn ist der Vorfahre aller Haushühner und lebt noch heute im asiatischen Regenwald.
Wir werden über das Zusammenleben der Hühner aufgeklärt, Stichwort „Hackordnung“. Küken „sprechen“ mit ihrer Mutter, der Glucke, schon bevor sie schlüpfen. Das eigenartige ruckartige Gehen wird ebenso gut erklärt wie die Entstehung des Eies im Körper der Henne (mit schematischer Darstellung).
Der Körperaufbau wird am Modell eines prächtigen, bunten Schwedischen Blumenhahns erläutert. Die vollkommen schwarzen Ayam Cemani aus Indonesien (deren Knochen auch schwarz sind) sind gute Flieger, im Gegensatz zu den meisten Hühnern, die nur flattern können. Es gibt heute etwa 200 anerkannte Rassen. Vor 200 Jahren wurde die Hühnerzucht nämlich zu einem beliebten Hobby, vor allem in England. Auf der Erde leben inzwischen dreimal so viele Hühner wie Menschen!
Das Buch befasst sich mit Mast- und Legehennen. Die Stempel auf den zum Verkauf bestimmten Eiern werden erklärt. Am Schluss des Buches findet sich noch ein Kapitel zur Geschichte der Hühner und zu Tierschutzfragen.
Für mich ein rundum gelungenes Buch, mit anschaulichen und sehr schönen farbigen Bildern und kurzen verständlichen Texten. Die heutige Diskussion über die Tierhaltung und das Tierwohl wird nicht ausgespart. Dennoch, wenn Ihr künftig an einem Hühnerknochen knabbert, dann denkt mal daran, von welch wildem Urtier unsere an sich sanften Hühner abstammen.