Details
Autor: Stephanie Schneider
Illustrator: Ingrid Sissung
Verlag: Knesebeck
ISBN: 978–3‑86873–888‑9
empfohlen von: Christine Ackermann
in der Stadtbibliothek: In fast allen Stadtteilbibliotheken vorhanden.
zu finden im Interessenkreis: Bilderbuch / Weihnachten
unter der Signatur: b SIS
Warum sollten eine Kuh und ein Kamel nicht mal zusammen Weihnachten nach christlicher Tradition feiern? Schließlich kommen doch die drei Könige aus dem Morgenland auf Kamelen zur Krippe nach Bethlehem geritten!
Im entzückend und perspektivisch überraschend illustrierten Bilderbuch „Gans vergessen“ pflegen die Kuh Tilda und das Kamel Klaus eine enge Brieffreundschaft per Luftpost, wie die kleinen Papierflieger mit Schriftzeichen suggerieren. Klaus besucht Tilda am Heiligabend, um mit ihr das Weihnachtsfest zu begehen, mit geschmücktem Tannenbaum, Geschenken und natürlich einer Gans. Nur genau diese, so fällt Tilda mitten im Feiern und Weihnachtsliedersingen ein, hat sie vergessen einzuladen.
Statt also weiter „Ihr Rinderlein kommet“ zu singen, machen sich die beiden auf die Suche nach einer schönen Gans, denn ohne Gans ist es doch kein richtiges Weihnachtsessen. Gänsebauer Bernd ist aber mit seinen Tieren in den sonnigen Süden gereist. Enttäuscht machen sich Tilda und Klaus auf den Heimweg. Vor dem Stall entdecken sie Spuren und – siehe da: Marietta, eine hübsche, kleine Gans hat die Abreise von Bauer Bernd verschlafen. „Jemand wie du hat uns gerade noch gefehlt“ freut sich Kuh Tilda und macht sich gleich ans Weihnachtsessen. Aber – und hier wird den Erwartungen des Lesers ein Schnippchen geschlagen – es gibt nur Vegetarisches zu essen!
Die drei beschenken sich gegenseitig und Marietta ist überglücklich. Wäre da nicht die Sehnsucht nach dem sonnigen Süden: „Die anderen sitzen in der Sonne und lassen sich braten.“ Kein Problem für Tilda: Sie schreibt an Bauer Bernd, dass er „Gans vergessen hat, Marietta mitzunehmen“ und sie nun mit der traurigen Gans hinterher reisen werden. Glücklich über die bevorstehende Reise und das gelungene Weihnachtsfest schlafen die drei ungleichen Tiere ein.
„Gans vergessen“ der Autorin Stephanie Schneider ist ein origineller Spaß für Klein und Groß. An den Anspielungen haben alle ihre Freude, vorausgesetzt die Kinder wissen, dass ein Gänsebraten zu einem traditionellen Weihnachtsessen dazugehört. Daneben begeistern sprachliche Abänderungen wie z.B. „Strohwalzer“ und die oben schon genannten „Ihr Rinderlein kommet“. Ein sicherlich ganz und gar nicht traditionelles Weihnachtsmärchen, das aber durch seine intelligent erzählte Geschichte viel Gesprächsstoff für eine Vorlesestunde bietet und vielleicht auch anregt, Weihnachtslieder zu singen. Und auf jeder Doppelseite gibt es einen winzigen Ausschnitt einer französischen Straßenkarte zu entdecken. Vielleicht eine kleine Hommage der französischen Illustratorin Ingrid Sissung an ihre Heimat? Warum sollten wir nicht das nächste Weihnachten in Frankreich feiern!