Details
Autor: Michael Stavarič
Illustrator: Michèle Ganser
Verlag: Leykam Verlag 2023
ISBN: 978–3‑7011–8243‑5
empfohlen von: Annegret Hillinger
in der Stadtbibliothek: Kinder- und Jugendbibliothek im Motorama
zu finden im Interessenkreis: Kinder / Insekten Wirbellose
unter der Signatur: Uhn11/ Schwämme, Hohltiere, Würmer, Gliedertiere
Für sein zweites Buch über fantastische Tiere hat sich Michael Stavarič die Quallen ausgesucht. Betrachtet man die Zeichnungen von Michèle Ganser, so sind Quallen wirklich geheimnisvolle Schönheiten, die leicht und durchsichtig durch die Meere zu schweben scheinen. Die Nesseltentakeln dieser durchsichtigen Wesen wirken dabei wie fließende Haare von Nixen, doch das täuscht. Denn gerade diese Tentakel sind auch für Menschen giftig, selbst dann noch, wenn eine Qualle völlig zermatscht am Strand liegt. Man fasst sie also besser nicht an!
Wie schon in seinem Krakenbuch beginnt der Autor mit einem Blick zum abendlichen Himmel. Da flattert dieses Mal gerade eine Fledermaus vorbei. Und schon erfahren wir den Ursprung der Wortes Silhouette und was das mit Scherenschnitt zu tun hat. Verraten wird das hier nicht, schließlich sollt ihr das Buch ja lesen. Erst auf Seite 26 des Buches, so hat eine Kritikerin festgestellt, ist endlich von „Quallen, Medusen und Co“ die Rede. Bis dahin haben wir im gewohnt lockeren Plauderton des Autors eine Menge anderer Dinge erfahren, die letztlich doch alle mit dem Thema Quallen zu tun haben.
Mich hat das Kapitel „Made of plastic, it‘s NOT fantastic“ besonders nachdenklich gemacht. Vielleicht können irgendwann die Quallen mit ihrem Schleim helfen, die Meere vom Plastik zu befreien. Ein Projekt namens „Go-Jelly“ gibt Hoffnung. Übrigens, Jellyfish heißt die Qualle auf Englisch.
Nach dem Exkurs darüber, welche Tiere beißen oder stechen oder beides tun, erfahren wir noch, dass in Australien die giftigsten Tiere leben, darunter auch die Seewespe. Diese ist beileibe keine Wespe, sie sieht einer Wespe nicht mal ähnlich, sondern sie ist eine der giftigsten Quallen.
Stavarič stellt uns seine sieben Lieblingsquallen vor, eine unangenehmer als die andere. Von der längsten Medusa mit 12.000 Tentakeln, die größer als der gewaltige Blauwal ist, über die beeindruckende, aber tödliche Portugiesische Galeere und bis zu der gerade mal zwei Zentimeter großen, dennoch tödlichen Qualle mit dem seltsamen Namen „Irukandij“. Dann noch die Kompassqualle mit zirka zwei Meter, deren Stich selten tödlich sein soll und der man auch im Mittelmeer oder in der Nordsee begegnen kann.
Häufig werden Kompassquallen in großer Zahl an den Strand gespült, Da heißt es dann aufpassen, wo man hintritt. Dann gibt es noch eine winzig kleine Meduse namens Fingerhutqualle, die in riesigen Schwärmen auftreten kann. Der Nachwuchs der Fingerhutqualle – sehr kleine Larven – verursachen eine sehr unangenehme Erkrankung, wenn sich die Larven in der Badekleidung verfangen.
Dann wäre noch die Feuerwerksqualle zu nennen, die in 1.500 Meter Tiefe zum Beispiel im Golf von Mexiko lebt. Wenn man sie anleuchtet, strahlt sie in Neonfarben, wobei ihre Tentakel für eine Lichtschau sorgen. Man weiß nicht viel über diese Feuerwerksqualle. Sie harrt wie so viele andere Medusen noch der Erforschung.
In den Fjorden Norwegens, aber auch im Mittelmeer lebt die Kronenqualle. Sie verdrängt andere Meerestiere, weil sie ihnen das Futter wegfrisst. Obwohl das Futter auch für die Kronenquallen dadurch schwindet, vermehren sie sich und scheinen zu überleben, was Wissenschaftler natürlich sehr interessiert.
Außer diesen sieben besonders vorgestellten Quallen gibt es an die 9.000 Arten dieser Nesseltiere, die es schon seit mindestens 500 Millionen Jahren gibt. Sie waren somit schon vor den Dinos da. Es bleibt ihr Geheimnis, wie sie so lange auf unserem Planeten überlebt haben.
Quallen haben kein Hirn, kein Herz, keine Lunge, bestehen zu 94 bis 99 Prozent aus Wasser, haben aber einen Magen und einen Mund, fangen ihre Beute, vor allem kleine Fische und Krebstierchen mit den Tentakeln.
Meeresschildkröten, Delfine, Mondfische, Haie sind ihre Fressfeinde. Im Kapitel „Medusen 1x1“ und den folgenden Kapiteln erfahren wir noch viel von diesen geheimnisvollen Schönheiten, zum Beispiel wie sie sich fortpflanzen.
Und wenn der Kopf raucht vor lauter Rippen‑, Würfel‑, Staats‑, Stiel‑, Schirm- und Segelquallen, dann kann man sich mit Suchbildern entspannen und herausfinden, welcher Quallentyp man ist oder Quallisch üben und dabei Quallzer tanzen oder über die Witzchen auf Seite 59 lachen.
Oder die den Kapiteln vorangestellten Reime auswendig lernen. Oder einfach nur die bizarren Wesen betrachten, die Michèle Ganser in schwarz-weiß und mit gelegentlichen türkis-blauen Farbakzenten zauberhaft in Szene gesetzt hat.
Ein gelungenes, abwechslungsreiches, anregendes Buch für jedes Alter ab neun Jahre, ein Buch, das überquillt von Wissen.
Fazit: „In den Quellen steht geschrieben, Quallen, Quallen sollt ihr lieben!“ (Zitat aus dem Buch).