Faszination Krake. Wesen einer unbekannten Welt 

Details

Autor: Michael Stavarič

Illustrator: Michèle Ganser

Verlag: Leykam Buchverlag 2021

ISBN: 978–3‑7011–8202‑2

empfohlen von: Annegret Hillinger

in der Stadtbibliothek: Stadt­bi­bliothek im Motorama 

zu finden im Interessenkreis: Kinder/Insekten Wirbellose

unter der Signatur: Uhn13/ STA

Sind Kraken an sich schon faszi­nierend genug, ist auch das Buch von Michael Stavarič faszi­nierend und spannend bis zum Schluss. Seine Begeis­terung für diese eigen­artige Tierart überträgt sich auf die Leser*innen. Dass er gerne Geschichten erzählt, glaubt man ihm sofort. In einem leichten Plauderton, aber sehr klar und verständlich für Kinder erklärt, versteht es der Autor meisterlich, seine Leser­schaft in die unbekannte Welt der Kraken sozusagen hinabzulotsen. 

Doch überra­schender Weise beginnt er zunächst mit dem Himmel, mit den Sternen, kurzum, mit dem Weltall. Wir erfahren viel über das Licht, Licht­ge­schwin­digkeit und Licht­ver­schmutzung. Kurz bevor wir zu zweifeln beginnen, es hier wirklich noch um Kraken geht, tauchen wir in die Tiefen der Ozeane, in denen man sich, nach Meinung einer Meeres­bio­login, wie im Weltall fühlt. 

Noch eine kurze Erklärung dazu, wie überhaupt Leben auf der Erde entstand: bislang gibt es keine gültige Antwort. Doch ohne Wasser gäbe es kein Leben! Unsere Erde besteht zu gut 70% aus Wasser, daher die Bezeichnung „Blauer Planet“. Und ist es nicht seltsam, dass auch der mensch­liche Körper zu 70% aus Wasser besteht? 

Ab jetzt gleiten wir durch die Welt der Kraken, beschrieben von Michael Stavarič und gezeichnet von Michèle Ganser. Schwarz-weiße Zeich­nungen auf schwarzem Unter­grund mit kleinen, zum Teil winzigen weißen Pünktchen, so dass man meint, einen mit Sternen übersäten Nacht­himmel zu sehen. Die unter­schied­lichen Typen der Kraken sind detail­reich darge­stellt. Es ist allein schon eine Lust, nur diese ganz- oder doppel­sei­tigen Bilder anzuschauen. Manchmal unterlegt Ganser ein Detail mit Gold, das dann ein Tier wie eine Aureole umgibt. 

Stavarič lockert sein Sachbuch über die ältesten intel­li­gen­testen Lebewesen der Erde mit Hinweisen für Schlau­köpfe auf, mit Wortspielen „8 mal was mit Kra“, Suchbildern mit Lösung, Ausmal­bilder und „8 mal was Witziges“ – er regt die Leser*innen zum Mitmachen und ‑denken an. Er stellt sich als Autor vor, seine Lieblings­liste mit acht der seltsamsten Tiere im Ozean und seine acht Lieblings­kraken sowie seine acht Berufs­wünsche als Kind – merkt Ihr was? Immer ist es die Zahl 8. Kraken heißen mit ihrem wissen­schaft­lichen Namen Oktopus, was „der Achtfüßige“ bedeutet. Kraken oder Oktopusse oder auch Oktopoden haben immer acht Tentakel, also acht Arme. An dieser Stelle wird auch die umgefallene Zahl 8 als Zeichen für Unend­lichkeit erklärt, womit wir wieder beim Kosmos wären! 

An jedem Arm hat ein Krake je 250 Saugnäpfe, die er unabhängig vonein­ander benutzen und an die er Infor­ma­tionen geben kann. So bewahrt der Krake sein Zentral­gehirn vor einer unkon­trol­lierten Infor­ma­ti­onsflut. Und die Saugnäpfe machen auch seine Kraft aus – mit einem einzigen Saugnapf kann er 16 Kilogramm ziehen oder heben. Er hat drei Herzen, die die Sauer­stoff­auf­nahme unter­stützen müssen, weil sein Blut im Gegensatz zum Menschen kein Eisen enthält. Wegen der drei Herzen hat sich Stavarič Gedanken gemacht, ob Kraken auch einen Herzin­farkt bekommen können. Das Ergebnis findet man im Infokästchen „Für Schlauköpfe“. 

Der Autor erklärt uns die Unter­schiede zwischen Kraken, Kalmar und Sepia. Wir erfahren viel über den Körper der Oktopusse, über die Kraken­tinte und das Sehver­mögen, über Unter­schiede und Gemein­sam­keiten zwischen Kraken und Mensch. Auch die Schau­er­ge­schichten, die man sich früher über Kraken erzählte, finden Erwähnung. Und nebenbei lernt man auch noch, was der Mensch der Natur und vor allem den Tieren abgeschaut hat, um es für sich zu nutzen. Man denke nur an die Propeller bei Flugzeugen und die Flügel­frucht der Ahornbäume.

Jedes neue Haupt­ka­pitel wird mit einem Reim einge­leitet, für Lesefüchse passend sei hier zitiert: „Liest ein Krake Bücher, braucht er feuchte Tücher, in die er sich einwi­ckelt, während er mich stichelt.“

Zu guter Letzt erzählt uns Michael Stavarič noch eine Gute-Nacht-Geschichte als Anregung, auch selbst eine Geschichte über Kraken zu verfassen und ihm zu schicken. Ob man jetzt der oder die Krake sagt, ist nach Meinung von Michael Stavarič nun wirklich nicht ’sooo’ wichtig.