Es werde Wald. Die wahre Geschichte von Jadav Payeng

Details

Autor: Rina Sing

Illustrator: Ishita Jain

Verlag: Nord Süd Verlag 2022

ISBN: 978–3‑314–10613‑2

empfohlen von: Annegret Hillinger

Die Inderinnen Rina Sing und Ishita Jain erzählen die spannende Geschichte ihres Lands­manns Jadav Molai Payeng. Eine Geschichte passend zu den aktuell disku­tierten Themen Umwelt­schutz und Klimaveränderung.

Jadav Molai Payeng erschuf schon vor 30 Jahren unbemerkt von der Weltöf­fent­lichkeit in seiner Heimat einen Wald, der heute größer als der Central Park von New York ist. Diesen Wald hat Jadav allein gepflanzt und gepflegt. Jadav lebte und lebt auf einer der Fluss­inseln des Brahma­putra, der die indische Provinz Assam durch­fließt und einer der längsten Ströme der Welt ist. Das bedeutet aber auch, dass dieser Fluss immer wieder über die Ufer tritt und dann viel Land der Fluss­inseln wegschwemmt.

Als Jadav 16 Jahre alt war, fand er nach einer Überschwemmung am Flussufer viele Wasser­schlagen, die in der heißen Sonne vertrocknet waren. Und da kam ihm die Idee, dass man Bäume pflanzen müsste, zum einen um die Ufer zu befes­tigen und zum anderen um mehr Schutz gegen die unbarm­herzige Sonne zu bekommen.

Aber niemand war von seiner Idee begeistert, den niemand glaubte an einen Erfolg. Immerhin schenkte ihm die Forst­be­hörde Bambus­setz­linge. Diese Setzlinge pflanzte er auf einer verlas­senen Sandinsel des Flusses Brahma­putra. Mit Beharr­lichkeit bewäs­serte er die Pflänzchen, was sehr mühselig war.

Doch er entwi­ckelte ein ausge­klü­geltes Bewäs­se­rungs­system, so dass ihm mehr Zeit blieb, um immer mehr Pflanzen zu setzen. Und der Bambus bildete nach und nach ein Dickicht. Jadav Payeng pflanzte dann auch Bäume, so dass ein richtiger Wald entstand. Erst kamen viele Vögel und danach auch andere Tiere wie Rehe, Wildschweine, Nashörner und sogar Tiger.

Nur mit den Elefanten gab es zunächst Schwie­rig­keiten, denn auf der Suche nach Futter brachen sie in ein Dorf ein. Doch Jadav konnte seinen Wald und die Elefanten vor den aufge­brachten Dorfbe­wohnern schützen. Er sorgte dafür, dass die Elefanten immer genug Futter im Wald fanden. Jedes Jahr durch­wandert seither eine große Herde Elefanten den Wald des Jadav Payeng.

Der Brahma­putra überschwemmt immer wieder mal die Insel und reißt Land weg, aber Jadavs Bäume halten dem Fluss stand. 2009 wurde dieser Wald zufällig entdeckt und Jadav wurde berühmt. Der heute 64 Jahre alte indische Förster lebt noch immer mit seiner Familie in seinem Wald, der inzwi­schen nach ihm benannt wurde: Molai-Wald.

Die Texte von Rina Sing sind kurz und beschränken sich auf das Wesent­liche der Geschichte, also auch für Lesemuffel sehr geeignet (Übersetzung: Anna Schaub). Dennoch geht einem diese Geschichte über den stillen Helden, der sein ganzes Leben seinem Wald widmet, sehr zu Herzen. Dazu tragen auch die schönen Aquarelle von Ishita Jain bei, die sich ebenfalls auf die wesent­lichen Begeben­heiten beschränken. Mit wunder­baren Farben bringt uns die Malerin die Natur und die Landschaft dieses fernen fremden Landes nahe. Von allen Bäumen, die Jadav pflanzte, hat sie Blätter und Früchte abgebildet, so dass man auch die in den Buchde­ckeln abgebil­deten Bäume leicht bestimmen kann.

Auf der letzten Seite gibt es noch eine aquarel­lierte Landkarte von Indien, in der die Provinz Assam und der Brahma­putra mit vielen Fluss­inseln einge­zeichnet sind, und eine kurze Zusam­men­fassung der Geschichte des Jadav Molai Payeng und seinem Wald Molai.