Details
Autor: Gioia Wikullil
Illustrator: Susanne Hübner
Verlag: Editionen Edwin Kunz
ISBN: 978–3‑00–060614‑4
empfohlen von: Angelika Baumgärtner
in der Stadtbibliothek: bisher nicht vorhanden
Für den kleinen, außergewöhnlichen Drachen Einzahn ist die Zeit des Heranwachsens von Geburt an ein spannendes Abenteuer. Unter der liebevollen Fürsorge seiner weisen Mutter Weißschimmer ist Einzahn den eigenen Gefühlen auf der Spur und beginnt langsam, seinen besonderen Kräften zu trauen und sie zielgerichtet zu nutzen. Seinen Vater, genannt ‘Der Große’, kennt Einzahn nur aus Traumbildern, in denen Botschaften versteckt sind. Einzahn muss nicht nur das allgemeine Drachen-Schulwissen erlernen, sondern vor allem die Bedeutung und Wirkung von Unsicherheit, Wut, Mut, Macht, Freundschaft, Zugehörigkeit, Geborgenheit, aber auch Verlust und Trauer kennen.
Die meiste Zeit verbringt der eher zartfühlende Einzahn mit seinem besten Freund Steinbeißer, einem liebenswerten Kraftprotz. Die beiden neugierigen Jungdrachen lernen während ihrer Erkundungsausflüge andere Lebensformen und sogar die Menschenwesen Jakob, Hara, Marli und deren Eltern Ton und Fira kennen, die vor einem kriegerischen Clan fliehen müssen. Noch rechtzeitig können sie alle der Brandschatzung und dem Gemetzel entkommen. Zwischen Einzahn, Steinbeißer und den Kindern entsteht eine vertrauensvolle, innige Verbindung, so dass sie sich ohne Worte untereinander verständigen können. Einzahn weiß: Es ist nun an der Zeit, den in seinen Träumen wiederholt erteilten Auftrag seiner Eltern zu erfüllen. Er soll von nun an als Hüter der Kinder alle hilfsbedürftigen Menschenkinder dieser Welt beschützen. Er nimmt Abschied von seinen Freunden und macht sich allein auf den Weg ins Ungewisse. …
An der Grundschule Ravensburger Ring habe ich 7- bis 8‑jährigen Erstklässlern mit verschiedenem kulturellem Hintergrund das Buch vorgelesen. Sie haben einmal wöchentlich regelmäßig 40 Minuten gebannt zugehört. Anfangs waren sie unentschlossen, aus einem Buch mit so viel Text vorgelesen zu bekommen. Aber ich konnte sie überzeugen, zumindest den Einstieg zu wagen. Tja, und dann sollte ich unbedingt weiterlesen. Sie waren richtig enttäuscht, dass sie eine Woche auf die Fortsetzung warten mussten und das passierte insgesamt zwölfmal (!). Trotz drastischer Geschehnisse in der Geschichte habe ich keine Textkürzungen vorgenommen, aber stellenweise eine abgeschwächte Ausdrucksweise gewählt. Absatzweise wurde natürlich über Begriffe und inhaltliche Aussage reflektiert sowie die Bilder betrachtet. Kleine Ungereimtheiten im Text und in der Bildaufteilung fielen der Kindergruppe nicht auf. An die Bilder musste ich die eher moderne Medien nutzenden Kinder heranführen. Die differenzierte optische Wahrnehmungs‑, aber auch eigene Vorstellungskraft schwindet bei Kindern zunehmend. Mit Begeisterung wurde nach bestimmten Details in den abgebildeten Gemälden gesucht und interessiert waren sie auch, etwas über verschiedene künstlerische Darstellungsmöglichkeiten zu erfahren.
Fazit: Ein farbenprächtiges, herzerwärmendes, vielschichtiges und spannend erzähltes “Märchen”, das enorm viele Anknüpfungspunkte für Gespräche über Gefühle und weiterführende Literatur wie Sagen und Sachgeschichten (Dinosaurier, Pflanzenwelt, Meere, …) bietet. – Begleitende Hilfsmittel beziehungsweise Kostproben zu “Einzahn – Wie alles begann”: Moos‑, Farn‑, Zinnkraut‑, Brennnessel‑, Pfefferminzplanze, Erdbeeren, Blaubeeren, Eicheln, …
BEACHTEN: Vorlesende sollten das Buch gut kennen und die Aufnahmefähigkeit der Kindergruppe einschätzen können. Eine intensive Vorbereitung mit großzügiger Zeiteinplanung ist nötig.