Earhart. Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt

Details

Autor: Torben Kuhlmann

Verlag: Nord Süd Verlag 2024

ISBN: 978–3‑314–10695‑8

empfohlen von: Helga Jesberger-Fischer

in der Stadtbibliothek: in fast allen Stadtteilbibliotheken

zu finden im Interessenkreis: Kinder / Abenteuer

unter der Signatur: k KUH

Eine kleine Wühlmaus lebt mit anderen Wühlmäusen unter einem Gemüse­garten. Sie haben sich hier gemütlich einge­richtet, und genug zum Essen finden sie hier auch. Die kleine Wühlmaus aber träumt davon, zu reisen und ist sehr neugierig auf die Welt da draußen. Ihr Freund Humphrey versorgt sie mit den unter­schied­lichsten Dingen, die er in der Menschenwelt sammelt. Nägel und Schrauben, Drähte, Zahnräder, all das verbaut die Maus erfin­de­risch zu seltsamen Maschinen, von denen außer ihr niemand weiß, wofür sie gut sind.

Heute ist bei den Sachen, die Humphrey in seinem Tragekorb mitge­bracht hat, ein kleines Stück Papier. Darauf ist ein Tier abgebildet. Es sieht aus wie eine Katze, nur viel größer. Die beiden finden heraus, dass das kleine Papier eine Brief­marke ist, und die Abbildung einen Löwen zeigt. Humphrey weiß, dass es Löwen und andere große Tiere tatsächlich gibt, in Afrika nämlich. Die kleine Wühlhaus hört ihm neugierig zu und fasst den Plan, einmal nach Afrika zu reisen. Aber wie kommt man dorthin? Das weiß Humphrey auch, und erzählt von einem beson­deren Trans­port­mittel, mit dem man große Strecken überwinden kann – einem Flugzeug. Sie finden heraus, dass es schon einmal eine Maus geschafft hat zu fliegen. Diese Maus lebt jetzt in einem Flugzirkus. Die kleine Wühlmaus sucht sich den Weg dahin und schaut sich eine Vorstellung an. Sie ist faszi­niert von den Künsten der fliegenden Mäuse. Nach der Vorstellung macht sie sich auf die Suche nach dem Flugpi­loten. Sie findet ihn in einer kleinen Werkstatt, die sie an ihre eigene Erfin­der­werk­statt erinnert. Der Flugpilot ist zunächst erstaunt über den Besuch, hört sich dann aber inter­es­siert an, welche Pläne die kleine Wühlmaus hat, nämlich ein Flugzeug zu bauen und fliegen zu lernen und schließlich nach Afrika zu fliegen. Es stellt sich heraus, dass sie in dem Flugpi­loten genau den richtigen Fachmann gefunden hat. Es ist genau die Maus, die früher als erster Mäuse­pilot um die Welt geflogen ist. Die beiden sind bald in eine Fachsim­pelei vertieft über Maschinen, Baupläne, Flugzeug­aus­rüstung und Bauma­terial. Glücklich über die hilfreichen Infor­ma­tionen und ausge­stattet mit einem detail­lierten Plan zum Bau eines Flugzeugs macht sich die kleine Maus auf den Heimweg. Damit die beiden neuen Freunde in Kontakt bleiben können, gibt der Flugpilot der kleinen Wühlmaus ein selbst­ge­bautes Funkgerät mit.

In ihrer Erfin­der­werk­statt beginnt die Maus sofort mit dem Bau an ihrem Flugap­parat. Was ihr an Material noch fehlt, schleppt ihr Humphrey nach und nach herbei. Es ist schön knifflig, was sich die kleine Maus da vorge­nommen hat. Nach vielen fleißigen Tagen und Nächten kann sie den ersten Probeflug wagen. Wie aufregend, den Gemüse­garten und die Umgebung von oben zu sehen. Nur noch wenige Vorbe­rei­tungen sind nötig, bevor sie ihr großes Abenteuer starten kann. Ganz fiebrig berichtet sie über Funk ihrem Piloten­freund von ihrem Erfolg.

Doch am nächsten Tag findet sie ihr Flugzeug völlig zerstört vor dem Höhlen­eingang. Verständ­nislos hört sie sich an, wie sich die anderen Wühlmäuse über ihre Maschine lustig machen. “Deine Erfindung taugt überhaupt nichts, sie kann ja gar nicht wühlen”, höhnen sie. Die will das Missver­ständnis aufklären, erklärt ihnen, dass die Maschine zum Fliegen gemacht ist. “Warum sollten wir das wollen? Wir sind Wühlmäuse. Wir wühlen!”, maulen sie. Alle halten die kleine Maus für überge­schnappt. Tage- und nächtelang braucht die kleine Wühlmaus dafür, die Maschine zu reparieren. Die anderen beobachten misstrauisch, ob sie nun auch wirklich an einer Wühlma­schine baut. Doch die kleine Maus trickst sie aus und stellt ihr Flugzeug wieder her. Als sie dies merken, wollen sie sich wütend auf sie stürzen. Aber Humphrey stellt sich ihnen in den Weg. Schnell hüpft die kleine Wühlmaus in ihr Flugzeug und macht sich startklar. Die anderen können ihr nur noch böse aber auch staunend hinterherschauen.

Mit ihrem Kompass navigiert sich die Maus zu ihrem ersten Reiseziel, der großen Stadt New York. Sie ist beein­druckt von den riesigen Gebäuden, dem Verkehr und den vielen Menschen. Sie besorgt sich Vorräte für die Weiter­reise und schreibt gleich ihrem Piloten­freund einen begeis­terten Brief. Dann nimmt sie Kurs auf Afrika. Über den weiten Ozean geht es, über Wüsten und riesige Wälder. Die Sonne brennt heiß auf das kleine Flugzeug und macht die Maus sehr durstig. Als sie weit unten ein Wasserloch entdeckt, setzt sie zur Landung an. Und genau hier, am Wasserloch, entdeckt sie einen Löwen. Er ist sogar noch größer und mächtiger als sie es sich vorge­stellt hatte. Zum Glück ist er satt und schläft, und ehe er auch nur merkt, dass er nicht allein am Wasser liegt, startet die Maus auch schon wieder zum Weiterflug. Immer weiter folgt sie ihrem Weg um die Welt, entdeckt noch viele andere Tiere in exoti­schen Ländern. Und immer schreibt sie ihre Reise­be­richte an ihren Pilotenfreund.

Bis die Reise auf einmal ein jähes Ende findet. Ein heftiges Gewitter über dem Pazifik wird ihr zum Verhängnis. Ein Blitz schlägt in ihr Flugzeug und beschädigt es schwer. Es ist nicht mehr zu steuern und trudelt unauf­haltsam nach unten. Wird sich die kleine Wühlmaus vor dem drohenden Absturz retten können?

In der Zwischenzeit wartet der Piloten­freund gespannt auf die Briefe von der Wühlmaus. Er freut sich mit ihr über die ihre Erleb­nisse. Regel­mäßig kommen die Briefe an. Doch eines Tages wartet er vergebens auf den Brief­träger. Immer länger bleibt der Brief­kasten leer, und der Flugpilot macht sich große Sorgen, überlegt hin und her, was der kleinen Maus wohl zugestoßen war. Lange Zeit vergeht, bis ein kleines Briefchen vor seiner Tür liegt. Darin schreibt ihm die kleine Maus über ihren Absturz. Sie hat nur überlebt, weil ihr der Flugpilot damals, zusammen mit den Plänen für den Flugzeugbau, auch eine Zeichnung für den Bau einer beson­deren Flugma­schine gegeben hatte. Ein kleiner Flieger, den man sich auf den Rücken schnallen kann. Mit dieser Hilfe hatte sie den Absturz überlebt, und damit konnte sie auch die letzte Etappe ihrer Weltum­rundung beenden. Sie teilt ihm auch mit, dass sie nicht mehr in die Wühlmaus­ko­lonie zurück­gehen wird. Sie lebt jetzt bei einer Menschenfrau, die ebenfalls begeis­terte Fliegerin ist. Der Name der Frau: Amelia Earhart.

Damit endet das große Abenteuer der kleinen Maus. Und der Autor spannt nun den Bogen zu der Flugpio­nierin Amelia Earhart, die in den 1920er Jahren als eine der ersten Frauen in der Fliegerei Geschichte schrieb. Eine kleine Biografie im Anhang des Buches erzählt von ihrem aufre­genden Leben.

Das ist ein ungewöhn­liches Buch. Die sympa­thische kleine Erfin­derin, die aus ihrem Mause­leben ausbrechen und die große Welt erkunden möchte, schließt man schnell ins Herz. Sie macht Mut sich für seine Träume beharrlich einzu­setzen. Die Illus­tra­tionen sind sehr detail­reich. Sie dienen nicht nur der Veran­schau­li­chung des Textes, sie überbrücken auch die Lücken im Text, die man sich dann anhand der Bilder selbst füllen muss. Eine außer­ge­wöhn­liche Idee. 

Das Buch eignet sich zum Vorlesen, macht aber mit Sicherheit auch den Erwach­senen viel Spaß.