Details
Autor: Ole Könneke
Verlag: Hanser Verlag 2021
ISBN: 978–3‑446–26951‑4
empfohlen von: Annegret Hillinger
in der Stadtbibliothek: Kinder- u. Jugendbibliothek Am Gasteig
zu finden im Interessenkreis: Kinder / Märchen
unter der Signatur: m KOE
Es war einmal ein Mädchen, das hieß Dulcinea … Auch Ole Könneckes Märchen beginnt wie alle Märchen mit diesem Satz. Und dann entwickelt sich eine spannende Geschichte von einem kleinen mutigen Mädchen. Die Erstklässler ließen sich sehr auf die Geschichte ein und fieberten mit Dulcinea mit. Obwohl sie zuvor erklärt hatten, dass Märchen ja nicht wahr seien. Könneckes Illustrationen – mit nur drei Farben rot, schwarz und weiß – helfen sehr, die Spannung hochzuhalten. Das Buch ist sehr gut für Erstleser zum Selbstlesen geeignet, nicht zuviel Text, kurze klare Sätze verbunden mit aussagekräftigen Zeichnungen. Das einzige schwierige Wort ist der – in der Weltliteratur berühmte Name – Dulcinea.
Das Leben Dulcineas und ihres Vaters in einem Haus in der Nähe eines großen, dunklen Waldes verläuft ganz normal. Für den täglichen Bedarf haben sie eine Kuh, Hühner, einen Garten mit Obstbäumen und Beerenbüschen. Und noch einen kleinen Acker für Kartoffeln und Mohrrüben. Den Rest kaufen sie in der Stadt. Ein Hündchen und eine Gans gehören auch noch zum Haushalt. Dulcinea muss ihrem Vater jedoch fest versprechen, niemals in den Wald zu gehen, denn das sei gefährlich, weil da eine Hexe lebe. Die hat zwar noch nie jemand gesehen, aber jeder weiß, dass es diese Hexe gibt. Und dann hat Dulcinea Geburtstag. Sie freut sich schon auf Papas Pfannkuchen mit Blaubeeren und Sahne. Zu dumm, dass sie beide vergessen haben, Blaubeeren aus der Stadt mitzubringen. Der Vater will das in Ordnung bringen und verlässt sich auf sein Glück: er will im verbotenen Wald Blaubeeren pflücken, die Hexe wird schon nicht gerade jetzt kommen … Doch da hat er sich geirrt. Die Hexe – bei Könnecke ist sie ein großer und schlanker Umriss, mit langer Nase und knallrotem Mund, langem Kleid und roten Stöckelschuhen – verwandelt den Vater flugs in einen Baum. Dazu muss sie aber erst in einem Buch nachschlagen, denn witzigerweise ist diese Hexe sehr vergesslich und kann sich Zaubersprüche nicht merken.
Als der Vater „ewig“ nicht zurückkommt, macht sich Dulcinea auf die Suche. Dazu muss sie ihr Versprechen brechen und den Zauberwald betreten. Gleich im ersten Baum erkennt sie ihren verzauberten Vater. Tapfer macht sie sich auf den Weg zur Hexe, immer begleitet von der „Hausgans“. Sie verlässt den Weg nicht, schaut kaum die seltsamen Tiere im Gebüsch an. Meine kleinen Zuhörer begleiteten Dulcinea mit Kommentaren zu den eigenartigen Tieren. Und sie sahen vorher, dass die weißen Luftballons platzen würden, als Dulcinea sich durch Dornengestrüpp kämpfen muss. Endlich erreicht sie die Hexenburg. Erst noch mit einem Kahn über den schwarzen, sehr unheimlichen Wassergraben und dann steht sie vor der Turmmauer. Kein Tor und keine Tür weit und breit. Aber als geübte Kletterin hievt sie sich an den Weinranken hinauf in den Turm. (Die Kinder dachten hier sofort an Rapunzel!) Schauderhaft die Kälte und ein heulender Gesang im Turm. Spielt doch die Hexe Orgel und singt dazu – grauenhaft! Doch Dulcinea entdeckt das Zauberbuch. Bevor Dulcinea es aber aufheben kann, verursacht sie dummerweise ein Geräusch.
Schwuppdiwupp dreht sich die Hexe um. Dulcinea schmeichelt der Hexe wegen ihres Gesanges. Die Hexe will Dulcinea trotzdem in eine Blockflöte verwandeln. Da kommt Dulcinea eine pfiffige Idee. Als Geburtstagskind darf sie sich ja etwas wünschen. Zum Glück lässt sich die Hexe darauf ein. Wenn sie mit dem gewünschten aller‑, allerlängsten Lied der Welt fertig sei, lässt sie Dulcinea wissen, würde sie unsere Heldin doch lieber in eine Geburtstagstorte verwandeln anstatt in eine Flöte. Während nun die Hexe beginnt den Geburtstagswunsch zu erfüllen, schnappt sich Dulcinea unbemerkt das Zaubersprüchebuch und eilt zurück zu ihrem „Baumvater“. Der Rückweg ist nicht weniger gefährlich als der Hinweg.
Doch Dulcinea kommt gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass ihr Vater, also der Baum, gefällt wird. Und wie alle Märchen endet auch dieses gut. Dulcinea kann doch noch Geburtstag feiern mit dem Vater, mit Pfannkuchen, Blaubeeren und Sahne und vielen Luftballons. Alle fehlenden Zutaten kann sie nämlich jetzt mit Hilfe des Zauberbuchs herbeizaubern. Und die Hexe? Pass bloß auf, wenn Du in einen Wald kommst und einen schauderhaften Gesang mit Orgelmusik hörst. Das könnte nämlich die Hexe sein, die immer noch mit dem Geburtstagswunsch unserer mutigen Dulcinea beschäftigt ist, wenn sie noch nicht gestorben sein sollte.
Übrigens ist Ole Könnecke der „Vater“ der Anton-Buchreihe (bei Hanser erschienen für drei bis sechs Jahre), die wegen ihrer genauen Beobachtung des Kinderalltags und des feinen Humors sehr beliebt sind.