Die wilden Rob(b)ins

Details

Autor: Nina Weger

Illustrator: Iris Hardt

Verlag: Schneider Buch 2024

ISBN: 978 3 50515 198 9

empfohlen von: Helga Jesberger-Fischer

Der kleine Stadtteil Sommerrode liegt ganz am Stadtrand. Alles ist neu, die Straßen gerade wie mit dem Lineal gezogen, alles ist gepflegt, aufge­räumt, sauber und ordentlich. Kein Wunder, dass sich Rieke mit ihrer Bande einen anderen Platz zum Spielen gesucht hat, jenseits der Hecken, in einem kleinen Wäldchen. Wo es noch richtige Bäume gibt, einen kleinen Bach und jede Menge Gebüsch. Riekes Bande, das sind die wilden Robins. Mit einem b, denn ihr großes Vorbild ist Robin Hood, der König der Diebe, der die Reichen bestiehlt, um den Armen zu helfen. Er lebte mit seiner Bande in Sherwood Forest, und so nennen die wilden Robins ihren geheimen Spiel­platz auch folge­richtig Sommerwood Forest.

Zur Bande gehören außer Rieke, der Anfüh­rerin, auch Bretti, der nicht nur so genannt wird, weil sein Nachname Brett­hauer ist, sondern weil er so dünn ist wie ein Brett. Manchmal ist er etwas ängstlich, aber wenn es darauf ankommt und er gebraucht wird, ist er ein echter Robin. Strick-Liesel gehört auch dazu, sie weiß alles über Seile und Knoten und kann, daher der Name, sehr gut stricken. Dann ist da noch Minna, Riekes kleine Schwester, nur halb so alt wie die anderen, aber immerhin schon fünf und recht clever und mutig. Und Murkel gehört noch dazu, Riekes und Minnas Hund, immer gern mit den Kindern unterwegs.

Seit einiger Zeit bauen die Kinder in ihrem geheimen Waldspiel­platz an einem Baumhaus. Das Holz dafür finden sie vor Ort, Nägel und Werkzeug hat Rieke in ihrem Werkzeug­kasten. Heute wollen sie sich an einer Hänge­brücke versuchen. Liesel hat auf einer Baustelle ein langes Kabel entdeckt, das sich bestens dafür eignen würde. Die Bande hat sich vorge­nommen, das Kabel mit einem Boller­wagen in ihr Geheim­ver­steck zu trans­por­tieren. Am Wochenende ist niemand auf der Baustelle und so können die Kinder das Kabel ungestört in ihr Wägelchen laden. Ein paar Bretter, die herum­liegen, nehmen sie auch gleich mit. Einige Bedenken haben sie schon, ob man sich so einfach auf der Baustelle “bedienen” darf. Doch Rieke wischt die Zweifel beiseite, schließlich nehmen sie, ganz wie ihr Vorbild Robin Hood, von den Reichen, um es den Armen zu geben. Und die Armen sind in diesem Fall ja ganz eindeutig sie. Und sie nehmen ja auch nur, was auf dem Boden herumliegt.

In ihrem Wald legen sie gleich los mit ihrem Bau, sägen, hämmern, verknoten und basteln an ihrer Hänge­bücke. Bis sie plötzlich Lärm ganz in der Nähe ihres Baumhauses hören. Sie entdecken, dass sich noch jemand in ihrem Wald breit­ge­macht hat. Ausge­rechnet die Bande des Angebers Cosmo, die “Ritter auf Rädern”, haben sich für ihre Dirtbikes eine Rampe mitten ins Wäldchen gebaut. Das bedeutet Streit! Die beiden Banden versuchen, sich mit fiesen Tricks gegen­seitig aus dem Wald zu vertreiben. Das geht so, bis sie alle erfahren, dass der Bürger­meister plant, ausge­rechnet Sommerwood Forest einfach zu roden und zu planieren, um einen modernen Spiel­platz dort zu bauen. Einen Spiel­platz, der den Eltern zwar gefallen würde, den Kindern aber viel zu langweilig ist, geordnet und aufge­räumt wie der ganze übrige Stadtteil.

Jetzt heißt es für die beiden Banden zusam­men­zu­stehen und gemeinsam gegen den Bürger­meister und seinen Plan zu kämpfen. Auf keinen Fall wollen sie ihren idylli­schen Platz aufgeben. Sie kommen auf viele kreative Ideen das Vorhaben zu verhindern. Und während sie zusammen planen und agieren merken sie, dass sie gemeinsam viel stärker sind, und dass es sich lohnt, alte Feind­schaften zu vergessen und sich als Gruppe für ihr Ziel einzu­setzen. Alle machen mit, jeder hat seine Aufgabe in diesem Bündnis. Am Ende gelingt es ihnen tatsächlich, ihren Wald zu retten und den Bürger­meister dazu zu bringen, sich einen anderen Standort für seinen Spiel­platz zu suchen.

Ein schönes Beispiel, wie aus Gegnern Freunde werden können, dafür, dass es sich lohnt, sich für eine Sache, die einem am Herzen liegt, einzu­setzen. Auch dafür, dass Kinder durchaus auch einmal die Pläne der Erwach­senen durch­kreuzen können.

Der Text ist humorvoll und alters­ge­recht, die Illus­tra­tionen anspre­chend. Zum Selber­lesen ab neun Jahre, aber durchaus auch zum Vorlesen für jüngere Kinder geeignet.