Details
Autor: Kathrin Rohmann
Illustrator: Jule Wellerdiek
Verlag: Knesebeck Verlag 2023
ISBN: 978–3‑95728–717‑5
empfohlen von: Helga Jesberger-Fischer
in der Stadtbibliothek: Motorama
zu finden im Interessenkreis: Kinder / Zum Vorlesen
unter der Signatur: k / ROH
Oft ärgern wir uns über Lärm und Geräusche, sind genervt, wenn etwas quietscht, rumpelt oder rattert. Was aber, wenn es jemanden gibt, dem bestimmte Geräusche fehlen? Für diese Fälle gibt es den Geräuschehändler. Er hat seinen Laden in einem grünen Haus in einer kleinen Straße. In seinen Regalen stehen Gläser, Schachteln, Dosen, Tüten, in denen er Geräusche aller Art für seine Kunden bereit hält.
Am Montag kommt die Straßenlaterne in sein Geschäft. Sie kann nachts einfach nicht leuchten, weil es ihr viel zu still ist. Für sie packt der Geräuschehändler ein Tütchen Autorauschen, ein wenig Straßenbahnbremsenquietschen, sogar eine kleine Prise Menschenlachen ein. Zufrieden geht die Laterne wieder an ihren Platz und kann nun nachts wach bleiben und leuchten, und sich bei Bedarf immer ein wenig Geräusch aus der Tüte nehmen.
Am Dienstag hält ein Lastwagen mit der Aufschrift „Zirkus Simsalabim“ vor dem Laden. Herein kommen der Zirkusdirektor, ein Clown und eine Seiltänzerin. Sie sind in großer Not, denn die Musiker des Zirkusorchesters sind krank. Also werden dringend benötigt: ein Tusch, ein Trommelwirbel, eine Stimmungskanone und ein wenig Musik. Auch das alles findet sich im Vorrat des Geräuschehändlers. Die Zirkusleute fahren erleichtert wieder ab.
Am Mittwoch kommt gar ein Gespenst in den Laden. Dem Geräuschehändler wird es etwas unheimlich, trotzdem fragt er den Geist nach seinen Wünschen. Der braucht, um richtig gruselig zu sein, ein paar Portionen Kettenrasseln, heulenden Wind, Katzengeschrei, Türenquietschen und am besten noch ein fieses Gelächter. Auch mit diesen Gruselsachen kann der Geräuschehändler dienen. Zufrieden entschwebt das Gespenst.
So geht es Tag für Tag. Am Donnerstag braucht der Trauerkloß ein großes Gelächterfeuerwerk, am Freitag fragen die Zugvögel nach schönen Geräuschen aus Afrika, am Samstag sucht der Regenwurm nach einem richtig fetten Sound für seine Gartenparty. Es soll ein rauschendes Regenwetterfest werden. Der Geräuschehändler stellt ihm ein Sortiment Regengeräusche zusammen.
Am Sonntag ist Ruhetag. Da packt der Geräuschehändler seinen Rucksack und fährt mit dem Fahrrad ans Meer. Er hat einen Notizzettel dabei, auf dem er notiert hat, was er heute alles einsammeln will: Möwengeschrei, Meeresrauschen, Schiffstuten. Aber alles ist still, nicht das kleinste Geräusch zu hören. Enttäuscht setzt er sich in den Sand und schaut aufs Meer. Da entdeckt er eine alte Flasche und holt sie aus dem Wasser. Der Verschluss sitzt sehr fest, aber schließlich gelingt es ihm, ihn zu lösen. Mit einem lauten Zisch fährt eine Wolke aus der Flasche, die nach und nach Gestalt annimmt. Ein Flaschengeist! Der Dschinn verbeugt sich vor ihm und sagt: „Zu Diensten, Gebieter. Du hast mich befreit, also erfülle ich dir drei Wünsche“. Der Geräuschehändler ist erschrocken und verwirrt, schaut umher, entdeckt den Notizzettel und murmelt: „Möwengeschrei…“. Sofort fliegt ein Schwarm Möwen auf, und sie schreien und kreischen über seinem Kopf. Schnell fängt er das Geschrei ein und stopft es in einen großen Beutel. Jetzt hat er verstanden. Er kann sich alle Geräusche wünschen, die ihm noch fehlen: Affengebrüll, Walgesang, antarktische Stille, Straßenlärm aus Indien, tibetische Gebetsmühlen usw. Der Dschinn schnipst mit den Fingern und gleich kommt ein fliegender Teppich herbei. Die beiden klettern hinauf und machen sich auf den Weg zu einer großen Welt-Geräusche-Reise.
Eine originelle Geschichte für Grundschulkinder mit sehr bunten, detailreichen Bildern, die man immer wieder gerne anschaut.