Darja und der Puppendoktor

Details

Autor: Robert Barth

Illustrator: Mele Brink

Verlag: Edition Pastor­platz 2023

ISBN: 978–3‑943833–63‑8

empfohlen von: Helga Jesberger-Fischer

in der Stadtbibliothek: Kinder- und Jugend­bi­bliothek im Motorama

zu finden im Interessenkreis: Bilderbuch / Gefühle 

unter der Signatur: b BRI

Die Geschichte beruht auf einer Begebenheit aus dem Leben Franz Kafkas, die sich 1923 in Berlin zugetragen haben soll.

Die kleine Darja musste mit ihrer Familie aus ihrer Heimat fliehen, weil dort Krieg herrschte. Sie wohnt nun mit ihren Eltern und Geschwistern in einer kleinen Wohnung in der Nähe eines schönen Parks. Darja geht gerne in diesen Park, freut sich über die Blumen und füttert die Enten. Sie beobachtet dort einen älteren Herrn, der auf einer Parkbank seine Mittags­pause verbringt. Sie hat ihn hier schon öfter gesehen. Er erinnert sie an ihren Großvater, der in der alten Heimat zurück­bleiben musste. Die Flucht wäre für ihn zu beschwerlich gewesen.

An diesem Tag sitzt er wieder auf der Bank und isst sein Marme­la­denbrot. Plötzlich stürzt sich eine Krähe auf sein Brot und schnappt es ihm weg. Darüber müssen die beiden herzlich lachen, und Darja bietet dem alten Herrn ihr Pausenbrot an. Er bedankt sich und sagt ihr seinen Namen, Hannes Altmann. Darja trägt um ihren Hals an einem Leder­riemen einen kleinen blauen Puppen­schuh. Herr Altmann will wissen, wem der schöne Schuh gehört. Darja fängt an zu weinen und erzählt ihm, dass der Schuh ihrer Puppe Alla gehört, die sie auf der Flucht verloren hat. Sie ist sehr traurig darüber, denn die Puppe war ein Geschenk von ihrem Opa. Herr Altmann lässt sich die Puppe beschreiben und von Darja aufmalen. Herr Altmann ist ein Puppen­doktor, was Darja aber nicht weiß. Auch er musste als Junge aus seiner Heimat fliehen. Er hat deshalb viel Verständnis für Darjas Tränen. 

Herr Altmann sagt zu Darja, dass er ihre Puppe kennt. Sie sei bei  ihm in der Werkstatt gewesen und hätte einen Brief für Darja bei ihm gelassen. Am nächsten  Tag  will er ihr den Brief bringen. Darja ist ganz aufgeregt und läuft gleich nach der Schule in den Park. Herr Altmann liest ihr den Brief vor, weil Darja noch nicht so gut lesen kann. Alla schreibt ihr, es geht ihr gut. Nur manchmal hat sie einen kalten Fuß, weil ihr ein Schuh fehlt. Sie ist auf dem Weg ins Land der Puppen und ist schon gespannt, wie es dort aussieht. Sie will morgen wieder einen Brief an Darja schreiben. Darja ist überglücklich.

In den nächsten Tagen und Wochen kommt der Puppen­doktor immer wieder mit Briefen von Alla. Inzwi­schen hat er auch Darjas Familie kennen­ge­lernt und alle verstehen sich gut. Darja besucht Herrn Altmann jeden Tag im Park. Doch eines Tages ist er nicht auf seiner Bank. Statt­dessen sitzt dort die Puppe Alla und es liegt ein Brief dabei. Herr Altmann schreibt, dass er leider nicht mehr kommen kann. Seine Beine wollen nicht mehr so, wie er es will. Er zieht zu seiner Tochter in eine andere Stadt. Dafür ist aber Alla wieder zurück. Darja drückt sie an sich und zieht ihr den blauen Schuh wieder an. Dann sitzt sie allein auf der Bank im Park und denkt an ihren Freund, den Puppendoktor.

Einige Zeit später unter­halten sich zwei Gärtner im Park über Darja. „Sie ist mit ihrer Familie zurück in ihre Heimat“, sagt der eine Gärtner. „Sie wollten ihren Opa nicht länger allein lassen.“ Eine berüh­rende und gefühl­volle Erzählung. Die sehr detail­reichen Bilder erzählen manchmal fast eigene Geschichten, die einem beim Betrachten einfallen.

Franz Kafka hat tatsächlich bei Spazier­gängen im Park ein kleines Mädchen getroffen, das über seine verlorene Puppe weinte. Von Kafkas Lebens­ge­fährtin Dora Diamant weiß man, dass er das Mädchen immer wieder traf und ihr Briefe von ihrer Puppe vorlas. Leider sind die Briefe nicht mehr vorhanden.