Details
Autor: Sabine Ludwig
Illustrator: Barbara Jung
Verlag: cbj Verlag 2022
ISBN: 978–3‑570–17927‑7
empfohlen von: Wulfhilt Müller
in der Stadtbibliothek: Fürstenried, Giesing, Isarvorsadt, Neuhausen, Pasing, Schwabing, Sendling, HP8, Motorama
zu finden im Interessenkreis: Kinder / A – Z
unter der Signatur: k LUD
Adelheid, ist die jüngste von vier Schwestern. Ihre drei großen Schwestern sind hübsch, tragen wohlklingende Namen wie Annabel, Alexandra und Antoinette und können alles besser als die Jüngste. Da auch ihr Name mit A anfangen sollte wurde sie nach Tante Adelheid genannt. Sie ist sehr langsam in allem und ein bisschen schusselig und verträumt und wiederholt gerade die dritte Klasse. In der Schule ist sie nicht so beliebt, aber da ist zum Glück Benni, ihr bester Freund.
Aber Benni kommt immer zu spät und hat auch meist seine Hausaufgaben nicht gemacht. Außerdem hat er nur Blödsinn im Kopf und zieht auch Adelheid immer mit rein. Sie möchte eigentlich Benni nur davor bewahren, dass er wieder etwas Dummes tut, aber es sieht dann immer so aus, als wäre sie die Übeltäterin gewesen. Benni stört das nicht, denn Adelheid hält immer zu ihm.
Doch ist das echte Freundschaft, wenn nur ein Partner davon profitiert und der andere nur gibt? Benni schiebt ihr nur zu gern den schwarzen Peter zu. Und er hilft ihr keineswegs aus der Patsche, in die sie immer wieder seinetwegen gerät. Eine echte Freundschaft solle auf Gegenseitigkeit beruhen, doch das ist hier nicht der Fall. Und kein Erwachsener, der einmal genau hinsieht und eingreift.
Das Buch ist gut geschrieben und mit einfachen zweifarbigen Zeichnungen illustriert. Kinder werden die Bennis Streiche mögen. Die Story ist gut, aber irgendwie fehlt ihr etwas. Von Anfang bis Ende träumt sich Adelheid durch ihre Welt, wird von Benni ausgenutzt, von ihren Schwestern belächelt und von den Erwachsenen – Lehrerin wie Eltern – nicht gesehen/gehört/beachtet. Es gibt keine Entwicklung oder Wende und so endet das Buch auch – irgendwie unvollendet. Eine Fortsetzung erscheint jetzt im September 2022.
Auch wenn das Buch witzig geschrieben ist, können einem die Kinder Leidtun. Es liest sich ein bisschen wie eine Milieustudie. Man wünscht sich von Herzen Menschen, die Adelheid und Benni wirklich wahrnehmen. Wenn das Buch vorgelesen wird, sollten die Freundschaft und die Verhaltensweisen der beiden Kinder kritisch durch die Zuhörerschar reflektiert werden. Ist Adelheid einfach froh, dass sie von Benni wahrgenommen wird, im Gegensatz zu allen anderen? Wie könnte sie auf Bennis Dummheiten reagieren? Wenn sie nicht für ihn einsteht, verliert sie dann seine Freundschaft? Ohne reflektierende Gesprächsbegleitung würde ich das Buch zum Vorlesen nicht empfehlen.