Anton und der Gargoyle

Details

Autor: Jo Ellen Bogart 

Illustrator: Maja Kastelic

Verlag: Nord Süd Verlag 2023

ISBN: 978–3‑314–10656‑9

empfohlen von: Christine Koch

in der Stadtbibliothek: Kinder- und Jugend­bi­bliothek im Motorama

zu finden im Interessenkreis: Bilderbuch / Mitein­ander leben

unter der Signatur: b KAS

Dies ist eine bezau­bernde Geschichte, die ganz ohne Text auskommt! Anton ist ein aufge­weckter Junge im Vorschul- oder Grund­schul­alter. Er wächst in einem glück­lichen Elternhaus auf. Zu Beginn wird die Familie samt in Paris lebender Großmutter vorge­stellt, und zwar anhand von Porträts und Urlaubs­bildern, die gerahmt im Zimmer des Hauses hängen. Hier kann der genaue Beobachter schon entdecken, dass Paris im Leben der Eltern eine große Rolle spielt. Anton taucht auf den Pariser Bildern nicht auf, die Reisen fanden also vor seiner Geburt statt. Von seiner Oma aus Paris hat er aber ein steinernes Ei als Kleinkind bekommen.

Eines Nachts bricht die Eischale auf, wie Anton am Morgen feststellt. Irgendwo muss doch der Inhalt stecken! Er macht sich auf die Suche und entdeckt schließlich ein junges graues Wesen mit länglichen Ohren wie ein Reh, großen Augen und vier Beinen. Es kann aufrecht sitzen. Das Wesen spielt und sieht sich Bücher mit Anton an. Die beiden verstehen sich prächtig. Die zwei Freunde teilen die Sehnsucht nach Paris. Denn in einem Bildband entdeckt das kleine Wesen einen Gargoyle, mit dem es wohl verwandt ist. Um den sehnsuchts­vollen kleinen Kerl wieder glück­licher zu stimmen, liest Anton ihm aus Victor Hugo vor und sie schauen sich Pariser Modezeit­schriften an.

Eines Tages kommt ein Brief aus Paris an. Die Großmutter liegt im Krankenhaus. Und so fährt die Familie (samt kleinem Gargoyle im Gepäck) mit dem Zug nach Paris. Großartig wie detail­reich die Illus­tra­torin nun die Pariser Gebäude darstellt, zum Beispiel den Gard du Nord.

Anton erzählt seiner Oma im Krankenhaus von dem kleinen Wesen in seinem Rucksack und die Oma gibt ihm den Tipp, Notre Dame zu besuchen. Mama, Papa und Anton besich­tigen nun die Kirche und steigen den Turm hinauf. Endlich erblickt Anton die herrlichen Wasser­speier und steinernen Figurinen. Und schließlich finden sie auch Mama-Gargoyle. Nun heißt es Abschied nehmen.

Auf dem von Antons Mama geschos­senen Erinne­rungsbild sieht man nicht nur Anton neben dem mächtigen Gargoyle, sondern auch auf dessen steinernen Kopf ein kleines graues, glück­liches Wesen winken.

Selten habe ich ein so entzü­ckend illus­triertes Bilderbuch in der Hand gehabt. Es eignet sich hervor­ragend fürs dialo­gische Vorlesen, denn hier kann man reihum die Kinder erzählen lassen, was sie auf den Bildern sehen. Man kann von Paris erzählen, vielleicht noch einen Reise­führer mitnehmen und Fotos zeigen, wie die Sacre Coeur oder der Eiffelturm aussehen. Man kann über Urlaub und Erinne­rungen sprechen. Und auch darüber, dass dieses Bilderbuch eine Reminiszenz an Notre Dame ist, die seit dem großen Brand nicht mehr so zu besich­tigen ist, wie es Anton und seine Familie noch erleben durften. Und eh man sich versieht, packt einen die Sehnsucht wieder zu verreisen.