Details
Autor: Yayo Herrero
Illustrator: Luis Demano
Verlag: Leykam Verlag 2024
ISBN: 978–3‑7011–8309‑8
empfohlen von: Annegret Hillinger
in der Stadtbibliothek: in fast allen Stadtteilbibliotheken
zu finden im Interessenkreis: Kinder / Politik Wirtschaft
unter der Signatur: Fdf/ HER
Am 23. Mai 2024 haben wir den 75. Geburtstag unseres Grundgesetzes gefeiert. Dieses Grundgesetz ist nur fünf Monate jünger als die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948. Somit haben die Menschenrechte vom Dezember 1948 schon Eingang in unser Grundgesetz gefunden.
Unter dem Eindruck der zwei schrecklichen Weltkriege setzten sich Menschen verschiedener Länder zusammen und erstellten eine Liste von Regeln. Diese Regeln sollten für alle Menschen auf der ganzen Welt gelten. Besonders die Witwe des amerikanischen Präsidenten, Eleanor Roosevelt, engagierte sich für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
In dreißig Artikeln wird erklärt, dass die Grundlage für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt die Achtung der Menschenwürde ist. Und alle Menschen haben die gleichen und unveräußerlichen Rechte. Unveräußerlich bedeutet, dass jedem Menschen diese Rechte unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion und Alter zustehen; sie gelten überall, können nicht freiwillig aufgegeben oder abgetreten werden. Sie sind unteilbar, das heißt man kann sich nicht auf Kosten eines anderen verwirklichen.
In dem Buch der Spanierin Yayo Herrero werden in sechs Abschnitten die Artikel der Menschenrechte näher betrachtet. In dem Kapitel „Die Rechte werden nicht verschenkt“ geht es um die Rechte der Frauen, der Arbeiter*innen, der Kinder, der Menschen mit Behinderungen. Auch der Kampf gegen Rassismus und das Thema LGBTQIA+-Menschen werden behandelt.
Das letzte Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft. Die Autorin stellt auch die Frage, ob infolge der heutigen Herausforderungen die Menschenrechte neu gedacht werden müssen.
Der Illustrator Luis Demano wählt für die begleitenden Bilder eine grafisch anmutende Form, die plakativ wirkt, was gut zum Thema passt. So ziehen Menschen – groß, klein, dünn, dick alt, jung aus aller Herren Länder- vom Bucheinband über die Buchinnenseiten in das Buch hinein. Manches Bild erschließt sich jedoch nicht sogleich und man muss ein bisserl nachdenken.
Leider fehlt in diesem Kindersachbuch ein ausführlicheres Glossar, das die einzelnen Symbole auf den Standarten erklärt, die die Menschen vor sich her tragen, wie der Kreis mit umgedrehten Y (für Frieden), Symbole für weiblich/männlich, die Farbzusammenstellungen für die einzelnen Gruppierungen oder aufgeklappte Köpfe, aus denen Blumen oder Blätter ranken. Ich glaube nicht, dass alle Achtjährigen diese Symbole schon kennen.
Die Autorin hat das Thema Menschenrechte sehr ausführlich dargestellt. Gut gefallen hat mir die Einführung „Das Wichtigste zuerst“ und die Zeittafel in Form einer Gliederkette. Auch das Kapitel „Die Rechte der Natur“ finde ich gut. Ob der Text in leichter Sprache abgefasst ist, kann ich nicht beurteilen. Mir sind nur einige sprachliche Ungenauigkeiten aufgefallen. So im Kapitel „Verfechter*innen der Menschenrechte“ bei Helena Maleno: Ein Schiff kann nicht ertrinken, sondern geht unter, wobei die Menschen, die auf dem Schiff sind, dann ertrinken.
Irritierend finde ich aus Sicht der Kinder die Überschrift „Die Rechte werden nicht verschenkt“ und im Einführungstext dazu „Kein Recht wurde jemals verschenkt“. Gemeint ist, dass die Rechte hart erkämpft wurden. Auch heute muss man sich immer wieder von neuem für diese Rechte einsetzen. Vorschlag: „Die Rechte werden einem nicht geschenkt“.
Diesees Buch ist wegen des komplexen Themas für unsere Vorlesestunden zwar nicht geeignet, aber ich kann es für den Schulunterricht oder auch für ältere Schüler*innen zum Lernen empfehlen. Und auch interessierten Eltern zum Einlesen oder als Nachschlagewerk, wenn sie mit ihren Kindern das Thema besprechen wollen. Das vom Verlag genannte Lesealter ab acht Jahren ist selbst für geübte Leser sehr anspruchsvoll.